Freitag, 23. November 2007

Wie spanische Gelassenheit meinen Puffer torpedierte

Wie hoffentlich alle wissen, hat Kris Notebook den Geist aufgegeben. Vollkommen von der Heimat und der spanischen Außenwelt abgeschnitten ist die größte Sorge der tapferen Blogerin die Aktualität ihres Granadablogs. So wurde ich um einen Gasteintrag in ihrer Abwesenheit gebeten, möglichst informativ, gehaltvoll und relevant soll er sein. Ich glaube, die Abreise aus Granada zum Flughafen in Malaga dürfte einige von euch tangieren.


„Ich möchte ein Ticket nach Malaga, bitte. - „Das macht 11 Euro.“ - „Danke sehr.“ Soweit die Theorie. Ein Ticket zu bekommen scheint einfach und schnell zu gehen. PUSTEKUCHEN. Vergesst dieses Gedankenexperiment ganz schnell, in Spanien läuft das alles anders. Doch der Reihe nach.


Als erfahrener Globetrotter habe ich viel Puffer in meinen Rückreiseplan eingebaut. Puffer vor der Abreise des Busses nach Malaga, Puffer fürs Umsteigen in den Flughafenbus und Puffer für alle Eventualitäten auf dem Flughafen. Großzügigen zeitlichen Puffer.

Eine halbe Stunden sollte für die obigen drei Sätze reichen, ja. Selbst, wenn ich auf dem Weg zum Fahrkartenschalter in eine Sitzblockade von rosa Pinguinen geraten sollte, hätte ich noch genügend Zeit, meinen Fahrschein zu bekommen – hätten die Spanier nicht ein grundlegendes Element des Schlange stehens vergessen: Ab und an muss es auch vorwärts gehen. Statt dessen fand ich eine rappelvolle Schalterhalle vor, wirklich rappelvoll. Und in der tat sich nichts. Neun Schalter allein für meine Busgesellschaft, und die waren dem Ansturm der potentiellen Passagiere nicht gewachsen. Eine riesengroße Stehparty. Es fehlten nur noch die Cocktails auf den Trolleykoffern. Ernsthaft, die Schlangen bewegten sich nicht, keine einzige. „Kein Problem“, sagt ich zu mir aufmunternd, „ich habe mehrfach Puffer eingebaut“, und schloss verlängert nächstbeste Schlange um ein Glied. Fünfzehn Minuten später – fünfzehn Minuten VOR der Abfahrt des Busses – habe ich kaum Fortschritte machen können und freundete mich allmählich mit dem Gedanken an, einen späteren Bus zu besteigen und dann in einer halsbrecherischen und sündhaft teueren Taxifahrt zum Flughafen zu kommen. Inzwischen habe ich den digitalen Tableaux entnommen, dass jeder Bus zur vollen Stunde abfährt. Wir saßen alle im selben Boot.


Zehn Minuten vor Abfahrt hat sich tatsächlich etwas getan, ich habe nur noch
sieben Leute vor mir. Ich habe Hoffnung. Wenn nur drei von denen plötzlich sterben, zwei wegen Drogenmissbrauchs festgenommen und ein weiterer mich freundlicherweise vorlässt, könnte ich es noch schaffen! Und dann passiert es. Auf dem Höhepunkt der Spannung, wenn alle Nerven der Passagiere blank liegen, wenn es jeder, ich wiederhole: JEDER eilig hat, weil sein Bus gleich abfährt und er noch kein Ticket hat, und scheinbar JEDER einen Flug erreichen muss, was macht da eine waschechte Spanieren, die hinter Panzerglas am Computer sitzt und all diese Schicksale in den Händen hält? Was macht diese Person, zehn Minuten vor der vollen Stunde, zu der Zeit, die über alles entscheidet, die selbst entscheidend ist, in der alle genervt, gehetzt und besonders gottesfürchtig sind? Na? Sie macht Feierabend.12.50 Uhr. Sie packt ihre Geldkassette zusammen, steht auf und geht. Es war ihr wohl zuviel, dieser ganze Trubel.

In diesem Augenblick war es totenstill vor unserem Schalter. Alle starrten der Frau mit der Macht in den Händen nur ungläubig nach. In solchen Momenten resigniert man. Hisst die weiße Fahne ob der gnadenlosen „Gelassenheit“ der Spanier. Ich überlegte, was ein Taxi nach Malaga kosten würde. Fünf Minuten vor der vollen Stunde bequemt sich ein Herr von der Gegenschicht, den leeren Platz hinter dem Panzerglas einzunehmen. Mittlerweile wusste jeder auf der anderen Seite, warum der Schalter gepanzert ist. „Und ich weiß, was Panzerglas durchdringen kann, du fauler, ignoranter, apatischer, flegmatischer Gegenschicht-Mensch“, dachte ich mir in einem Moment der Klarheit. Er wälzte sich in seinem Stuhl, aber machte keine Anstalten, mit der Arbeit zu beginnen. Alle drängelten schon.


Es ist dreizehn Uhr, der Bus sollte jetzt abfahren. Ich stehe ich immer noch hinter mehreren Menschen, die ihre Tickets nicht bekommen. Um mich herum nur nuschelndes spanisches Gemurmel. „.....mamama....“, dringt zu mir durch. Kurz darauf wieder ein „.... ma na ma....“ Plötzlich bekomme ich Hoffnung. Ich setze alles auf eine Karte. Ich verlasse die Schlange, gebe meinen kostbaren Platz auf und folge diesem einem bestimmten Gemuschel. Da steht ein Mann, und redet irgendwas. Ich glaube, die Laute kamen von ihm. Ich tippe ihn an und frage: „Malaga?“ „Si, Manama“, antwortet er, „number 12.“ „But I have no ticket“, sage ich. „Ticket on bus“, erwidert er. Ohne mich zu verabschieden wetze ich im Schweinsgalopp die Rolltreppe runter zum Busteig zwölf.


Ein Tipp noch an alle: Habt das Geld passend. Ihr erspart euch eine Blamage und werdet nicht zum Gespött des gesamten Reisebusses, wenn ihr das Geld passend habt. Glaubt mir. Die Spanier lachen sehr gerne. Und sie fassen gerne an.


Im Folgenden wurde auch mein Puffer, den ich fürs Umsteigen in Malaga und alle Un-Fälle auf dem Flughafen eingeplant hatte, an der „estación“ in Malaga durch zahlreiche verlassene Baustellen aufgebraucht. Ich kam zum meinem Gate am Flughafen, als mit dem boarding begonnen wurde.

Die Moral der Geschichte: Plant wirklich sehr, sehr viel Puffer ein. Die Spanier wissen vortrefflich, wie man ihn torpedieren kann.

Montag, 12. November 2007

Illness, Darkness & Light

Tja, letzte Woche hat sich mir mein geliebtes Spanien leider von einer sehr hässlichen Seite gezeigt und hätte es nicht zwischendurch immer wieder Lichtschimmer gegeben, so hätte wohl meine Begeisterung einen ziemlich empfindlichen Dämpfer erfahren. Doch in mitten der Dunkelheit habe ich auch meinen „Guardian Angel“ gefunden und mal wieder festgestellt: Wo immer es unmenschliche, unfreundliche, grausame und ungerechte Menschen gibt, gibt es auch mitfühlende, liebe, und freundliche Menschen, nur schreien die anderen lauter. Außerdem war diese Woche trotz allem auch eine Woche der Freude und der schönen Momente, denn Wojtek war da. Doch der Reihe nach.

Part I: Illness

Ich kränkelte bereits seit ein paar Tagen herum, mal war’s mehr der Magen, dann wieder der Kopf, und in Aussicht des langerwarteten Besuchs versuchte ich mich sogar zu schonen und blieb nahezu zwei Tage im Bett. Schließlich wollte ich gerne fit sein, wenn mein Schatz da ist, gesund und schön, nicht krank und fertig. Am Freitag abend war es dann soweit, ich konnte ihn endlich vom Busbahnhof abholen und fühlte mich auch schon wieder besser. Leider war es nun aber mit der Schonung vorbei, man will ja schließlich so viel wie möglich aus der kurzen Zeit, die man zusammen hat herausholen. Meine Freunde sollte er kennen lernen (deshalb haben wir gleich zwei Mal Hannas Geburtstag gefeiert^^), die Stadt, meine Uni, kurz: mein Leben hier. Und natürlich sollte auch Zeit zu zweit bleiben.

Es kam wie es kommen musste, montags hatte ich meine Stimme verloren, die Halsschmerzen ließen sich nicht mehr unterdrücken, ein stärkeres Schmerzmittel aus der Apotheke musste her, dieses half jedoch auch nicht, die Morgenstunden des Dienstag wurden zur Marter – für mich und für Wojtek, den ich um 8 Uhr aus dem Bett warf, ich resignierte. Wir machten uns auf zum Arzt. Oder besser gesagt: zum Gesundheitszentrum. Dorthin muss jeder, der einen Arzttermin haben möchte. Die Allgemeinärzte sind gleich dort untergebracht und auch die Termine für Spezialärzte erhält man hier. Hört sich soweit ganz praktisch an, doch das einzig wirklich positive an diesem Zentrum ist, dass es glücklicherweise nicht weit von mir ist.

Part II: Darkness and a little Light

Dort angekommen, stehen wir vor einer Riesenschlange. Die Schmerzen sind trotz Schmerzmittel und diversen Hausmittelchen kaum besser, die Vorstellung ewig warten zu müssen schreckt mich, ich möchte dass es aufhört weh zu tun, ich stelle mich an. Nach einer Weile frage ich eine Frau, ob ich hier denn auch richtig sei. Dies fällt mir schwer, denn meine Stimme ist quasi nicht mehr da. Die Frau erklärt mir, sie sei nicht sicher, aber dort drüben bei der Information bekäme man für manche Ärzte Termine, ich solle doch mal schauen. Wenn ich dort falsch sei würde sie mich wieder reinlassen. Ich mache mich auf zur Information, dort ist die Schlange viel kürzer, allerdings hat das nichts zu sagen, wie ich schnell feststelle, die Information ist nämlich nicht besetzt. Nach einer Weile erkundige ich mich erneut ob ich denn überhaupt richtig sei und man schickt mich wieder zurück in die erste Schlange. Hilfesuchend sehe ich mich um, die Frau von vorher ist inzwischen auch in der quasi ziellosen Informationsschlange, entschuldigt sich für die Fehlinformation und bringt mich an meinen alten Schlangenplatz zurück.

Es ist 10 Uhr und ich habe seit 3 Stunden ziemliche Schmerzen. Die Frau hinter mir fängt nun an sich ätzend darüber zu äußern, dass man sich normalerweise hinten anstellt, wenn man die Schlange verlässt. Ich sage: „Es tut mir leid, aber ich kenne doch das System hier nicht und man hat mir gesagt, ich solle in die andere Schlange und nun hieß es...“ „Wenn ICH die Schlange verlasse muss ich auch wieder hinten anstehen“ erklärt sie mir unerbittlich und unbeeindruckt davon, dass ich offensichtlich Ausländer bin, kaum sprechen kann, tierische Schmerzen habe und den Tränen der Verzweiflung nahe bin. Das ist dann zuviel für mich, ich weiß nicht, aber wenn es mir schlecht geht, dann komme ich mit solchen Ungerechtigkeiten nicht gut zurecht. Ich fange an zu weinen, gehe aus der Schlange und stelle mich hinten an. Wojtek teilt der Frau unseren Dank mit. Ich fühle mich soo hilflos. Als ich endlich an der Reihe bin und dem Mann hinterm Schreibtisch erklärt habe, dass ich Schmerzen habe und einen Arzt sehen möchte, sagt dieser: „Ja, haben sie denn schon einen Arzt hier?“ Habe ich natürlich nicht. „Dann müssen sie zuerst das Formular dort ausfüllen. Der nächste bitte“

Ich könnte schon wieder weinen, denn ich stehe wieder außerhalb der Schlange, mit einem Formular in der Hand und ohne Stift. Wojtek organisiert Gott sei Dank einen für mich, wir füllen das Formular aus und stellen uns resigniert zum dritten Mal an. Erneut an einem der Schreibtische angekommen, dieses Mal bei einer Frau, braucht selbige mindestens 15 min um all meine Daten einzugeben, Ausweis und Krankenkarte zu kopieren, fünfmal alles nachzufragen und mir einen Doktor zuzuweisen. Dann schreibt sie mir einen Zettel: „Bitte um einen außerordentlichen Termin“, unterschreibt ihn und trägt mir auf, diesen vorzuzeigen, wenn oben, bei meinem Arzt, der gerade Sprechstunde hat, die Türe aufgeht. Ich gehe hoch und stelle fest: da warten bereits 9 Leute. Unter anderem die Frau, die mir zuvor helfen wollte, indem sie mich wieder an meinen alten Platz in der Schlange brachte.

„Das ist das arme Mädchen, von dem ich ihnen erzählt habe“ sagt sie zu ihrer Sitznachbarin. Und wiederholt gleich noch mal für sämtliche anderen Anwesenden meine traurige Geschichte. Alle anwesenden Frauen regen sich tierisch auf, „Wenn ich mir vorstelle, meine kleine Tochter sei im Ausland und würde nichts verstehen und ihr passiere so was...“ meint die eine Frau, „Wie ungerecht“, hört man von einer anderen. Bei so viel Mitgefühl muss ich gleich wieder weinen. Ich erzähle, dass ich endlich angekommen noch ein drittes Mal anstehen musste, weil ich das Formular ausfüllen musste, erneut werden Laute des Missfallens laut. Ich bin gerührt.

Part III: More Darkness but also more Light

Um 11 überrede ich Wojtek, sich nun langsam auf den Weg zu machen, denn wir haben für später einen Termin in der Alhambra und er muss vorher noch was essen. Es reicht, wenn ich nicht hinkann, er soll es sich auf jeden Fall ansehen, an meiner Stelle wird Hanna mitgehen. Kurz darauf gibt eine meiner „Supporterinnen“ auf und geht, denn es hat sich noch gar nichts getan und sie wartet schon ewig. Als hätte der Doc nur darauf gewartet öffnet sich nun die Tür, die nette Frau vom Anfang verschwindet darin. Ich warte. Als sie herauskommt bin ich zu langsam, schon verschwindet der nächste Patient, außerdem stelle ich gerade erst fest, das wirklich alle anderen einen Termin haben. Neue Leute kommen an, schauen alle auf eine Liste, erkundigen sich ob alle daraufstehenden Namen da sind und machen die Reihenfolge aus. Ich stelle fest: Termine werden hier im DREI-Minuten-Takt vergeben, kein Wunder ist alles um 2h nach hinten verschoben, welches Arztgespräch dauert schon 3 min?


Als mal wieder über die Reihenfolge geredet wird, zeige ich meinen Zettel. Allerdings bringt mir dies nur komische Blicke ein. Beim nächsten Mal als die Tür aufgeht versuche ich meinen Arm mit Zettel todesmutig durch die sich bereits wieder schließende Tür zu schieben. Ich werde jedoch von allen Seiten angezischt und ziehe ihn kleinlaut wieder ein. Ich sei nicht an der Reihe, ich solle gefälligst warten bis ich dran sei. „Aber ich muss doch diesen Zettel abgeben“ sage ich. Erneut Gezische. Von Support nicht die Spur. Ich verstehe nicht genau was man sagt „ja ja, NUR was abgeben“ oder „ich muss auch nur was abgeben“, auf jeden Fall hört es sich feindselig an. Ich ziehe mich zurück, weine still vor mich hin und warte.

Um halb 12 kommt Wojtek vom Essenkaufen nochmal kurz vorbei und ist entrüstet, als ich ihm erkläre, dass man mich den Zettel nicht abgeben lässt. Nur mit Mühe kann ich ihn daran hindern einen Aufstand zu entfachen, ich habe keine Kraft für eine Auseinandersetzung mit so vielen wütenden Spaniern. Ich hoffe jedoch, bald dranzukommen, denn es sind nur noch 4 Leute da. Wojtek verabschiedet sich widerwillig, um 12 sitze ich noch immer da, inzwischen sind wieder mehr Wartende hinzugekommen. Ich dränge mich in einem Anfall von Trotz irgendwann vor und geben den Zettel ab. Leider reichen weder meine Spanischkenntnisse noch meine Stimme aus um zu erklären, dass ich mich nicht vordrängen will, sondern durchaus bereit bin zu warten, bis ich an der Reihe bin, dass ich aber leider nie an der Reihe sein werde, wenn ich den Zettel nicht abgeben darf. Der Arzt wirft einen Blick darauf, schaut mich ebenfalls an als würde ich mich vordrängen wollen, meint „ja ja, einer nach dem andren“ und legt ihn weg. Ich warte weiter. Die Einzige, die offensichtlich Schmerzen hat und völlig kaputt ist, bin ich. Ich frage mich, ob die Spanier alle auf Termin krank werden.

Eine ältere Frau, neu hinzugekommen, steht auf, kommt zu mir, setzt sich neben mich und stellt sich vor. Anna heißt sie und sie fragt: „Dir geht es sehr schlecht, oder?“ Natürlich fange ich gleich wieder an zu weinen, denn Trost ist in solchen Situationen ein Tränengarant. Schlimm ist das. „Ja“, sage ich, „ich habe solche Schmerzen im Hals und keinen Termin“ (was für sie wohl etwas Zusammenhangslos gewesen sein muss). Sie steht auf und meint „Ich will mich nicht anstecken.“ „Oh je“, denke ich, „nun habe ich die auch wieder vertrieben, wahrscheinlich weil mein Spanisch so schlecht ist.“ „Meine Tochter hat gestern ein Baby bekommen“ fährt sie jedoch fort „und wenn ich krank bin kann ich es nicht mehr halten“. Dann bedeutet sie mir mitzukommen, da sie vor den anderen nicht sprechen mag. Sie fragt, was los sei und ich erzähle ihr von meinen Schmerzen. „Wegen körperlichen Schmerzen weint man nicht“, sagt sie, „dagegen gibt es Medizin“. „Klar“, sage ich, „aber ich habe keinen Termin und so komme ich nicht zum Arzt.“ „Wegen körperlichen Schmerzen weint man nicht“, wiederholt sie, „sondern wegen Schmerzen der Seele.“ „Ich weine auch nicht wegen der körperlichen Schmerzen“, entgegne ich, „sondern weil alle so unfreundlich zu mir sind. Seitdem ich hier bin meckern mich die Leute nur an“. Sie lässt mich erzählen. Dann sagt sie „Du fühlst dich allein und einsam. Ich habe auch viel Seelenschmerz erleiden müssen. Mein Mann ist gestorben. Und ich habe ihn so sehr geliebt. Von Krankenhaus zu Krankenhaus sind wir gefahren“ (sie fängt an zu weinen). „Kurz darauf ist meine Mutter gestorben.“ Sie erzählt, wie sie über zwei Jahre lang fast ständig alleine geweint hat und wie schlimm das für sie war. Ich fühle mich ganz schlecht, weil ich wegen so einer Kleinigkeit weine. Aber wenn man krank ist und sich noch dazu nicht wehren kann, weil man die Sprache nicht beherrscht, dann ist man eben doppelt empfindlich und empfindet Ungerechtigkeiten doppelt so schlimm. Dann erzählt sie nochmals von ihrem Enkel Nummer Drei. Ich freu mich mit ihr und denke mir „Wie nahe doch Glück und Traurigkeit beieinander liegen und wie schön, dass es nach all dem Tod ein neues Leben gibt“. Ich sage ihr das und sie meint „ja, seit ihrer Geburt [der Enkel] kann ich auch wieder Fotos meiner Mutter ansehen. Vorher tat es zu sehr weh, aber die Kleinen sehen ihr so ähnlich...“


Plötzlich kommt eine der Wartenden, eine Frau, die mich zuvor auch nicht hineinließ und erzählt etwas auf Spanisch. Anna nimmt mich resolut an der Hand, führt mich zur Tür und erklärt dem Arzt und den Anwesenden, dass er mich jetzt gefälligst dran nehmen soll. Ich bin ihr so dankbar. Der Arzt hört sich meine Geschichte an, entscheidet, dass ich eine bakterielle Mandelentzündung habe, wenn ich ihn richtig verstanden habe, verschreibt mir die Schmerzmittel, die ich eh schon nehme und ein Antibiotikum. Ich setze alle Hoffnung in das Antibiotikum und gehe. Ich bedanke mich nochmals überschwänglich bei Anna und diese erklärt sie werde mich noch zur Apotheke begleiten. Sie hat in der Zwischenzeit, wenn ich sie richtig verstehe, wohl den anderen Anwesenden erklärt, dass sie mich doch gefälligst hätten vorgehen lassen sollen oder mir zuhören. Diese hätten gemeint, „aber sie konnte doch kein Spanisch“ (Frechheit. Als ob sie sich die Mühe gemacht hätten das herauszufinden). Woraufhin Anna ihnen erklärt hat: „Und wenn schon, stellt euch doch mal vor ihr seid im Ausland und werdet krank, dann versteht ihr die Sprache auch nicht. Wollt ihr dann nicht, dass man euch hilft?“

Eine unglaublich nette Frau. Nachdem wir noch eine Weile geredet und die Telefonnummern ausgetauscht haben, lädt sie mich ein, sie in ihrem Dorf zu besuchen. Dann erklärt sie mir noch mal, dass sie mich nicht umarmen und küssen kann, weil sie sich nich anstecken darf und dass sie leider gehen muss, weil sie ja schließlich einen Arzttermin hat. Leider werde ich mich wohl nicht trauen anzurufen, da das auf spanisch schon übel schwer und außerdem sehr teuer ist. Besuchen würde ich sie schon eher. Mal schauen was daraus wird Auf jeden Fall komme ich zuhause an und es geht mir schon viel besser, einfach weil ich einen so lieben Menschen kennen lernen durfte. Wojtek und Hanna haben sich auch gut verstanden, findet zumindest Wojtek, der sagt: Es war witzig, die Hanna ist cool. Das freut mich, denn ich mag die Hanna ja schließlich

Leider haben die Medikamente gegen die physischen Schmerzen weit weniger geholfen, als Annas liebe Worte gegen den seelischen. Sie wurden schlimmer und ich hatte am nächsten Morgen eine weitere Reise Odyssee hinter mir, vom Empfang im Gesundheitszentrum zu meinem Arzt, von dort zum Spezialisten, zurück zum Gesundheitszentrum, zum Arzt, zur Apotheke, bis ich nach 5 Stunden und unerträglichen Schmerzen endlich ein wirksames Schmerzmittel in Händen hielt. Die beiden Ärzte waren sich etwas uneins hinsichtlich der Diagnose, bakteriell vs. viral und Angina vs. Katarrh, das war mir jedoch egal, glücklich, erschöpft aber seit drei Tagen zum ersten Mal schmerzfrei, zog ich mich mit meiner Superdosis Schmerzmittel in mein Bett zurück. Irgendetwas aus dem verschriebenen Medikamentencocktail oder aber Wojteks gute Pflege haben übrigens geholfen, es geht mir wieder besser.

Alles in allem, war es ein Riesenglück, dass Wojtek da war, mir den Rücken stärken konnte gegen alle Ungerechtigkeiten, mich mit Tee versorgen und für mich kochen konnte, mein Gejammer anhörte ohne zu murren und einfach für mich da war. Hach, ich liebe ihn einfach

Trotzdem tat es mir unglaublich leid, dass ich nun so mit mir und meinem Schmerz beschäftigt war, anstatt mit ihm und dass ich ihm so wenig von Granada zeigen konnte. Da wären sie dann wieder, die zwei Seiten aller Dinge.




Sonntag, 28. Oktober 2007

Und nach dem Licht kam Dunkel

Ich weiß, irgendwas stimmt da mit der Reihenfolge nicht.^^ Das kam folgendermaßen.
Gestern war ich mit Hanna unterwegs und sie meinte irgendwann: "Wir gehen später Tapas essen, magst mitkommen?" "Ich weiß nicht so recht", zögere ich, "ich hab grad kein Geld mehr". "Naja, kannst ja auch nur in eine Bar mitkommen und dann wieder gehen meint sie", das habe sie am vorigen Tag auch gemacht. Ok, denke ich mir, ein Tapas ist schon drin, spare ich mir schließlich das Abendessen. Wir verabreden uns auf halb 10.
Pünktlich um viertel 10, als ich gerade loslaufen will, fängt es an zu regnen. Eigentlich will ich nun absagen, denn zuhause ist es gerade so gemütlich, ich spreche mit meinem Schatz, draußen regnet es, ich habe keinen Schirm. Doch Hanna is schon unterwegs und ich kann sie nicht erreichen, da: kein Guthaben mehr. Also mache ich mich auf den Weg, durch Nacht und Wind...äh...Regen und komme klatschnass in der Gran Via an, bei Tea und Javi. Ca. 10 Meter vor deren Haus verkauft so ein Typ Schirme und bietet mir natürlich einen an. Fand er wohl witzig. Ich nicht. Er nun auch nicht mehr (Nein, das Letzte war natürlich nur meine Fantasie, natürlich habe ich ihm den Schirm nicht...).
Auf jeden Fall komme ich da an und wir fangen an zu trinken, während wir auf Tommy warten. Hanna meint: "Der kommt bestimmt, er hat mir vorhin erst geschrieben, dass wir heut nicht vor halb sieben heimgehen." Halb sieben? Das hat mir keiner gesagt. "Klar", meint Hanna, "sonst wärst ja auch nicht gekommen". Als Tommy kommt meint er dann auch prompt: "also, gehn wir nachher ins Vogue [eine Disko]?" "Moment", will ich ansetzen, aber Hanna meint sofort: "keine Angst, vorher gehen wir Tapas essen". Das wiederum ist Tommy neu, der darauf keine Lust hat. Da wir aber beide Hunger haben bestehen wir darauf, bis Tea uns plötzlich ein super leckeres Sandwich macht, Danke!
So langsam sitzen wir uns in deren Küche dann auch so richtig fest, Hanna und Tommy waren bereits ein Mal Alkoholnachschub holen, bis wir dann um 3 Uhr aufbrachen waren wir noch ein weiteres Mal auf Beutezug beim Chinesen. Zum Glück hat dieser bis spät in die Nacht auf, kein Wunder bei solchen Kunden.
Um 3 Uhr, eine Flasche Wodka, zwei Flaschen Bier und eine Flasche Tinto de Verano später, machen wir uns dann wie gesagt auf den Weg. Die anderen wollen in die Disko, ich will heim. Natürlich ist das nicht so einfach. Vor allem, als sich herausstellt, dass diese Disko bei mir um die Ecke und der Eintritt bis 3 Uhr frei ist. Widerstand: zwecklos. Ich lasse mich also mitschleppen. Glücklicherweise ist der Eintritt doch nicht frei, zumindest nicht für alle. Nein, man brauche da schon einen Flyer, erklärt man uns. Den haben wir nicht und auch nachdem meine lieben Begleiter den Türsteher angefleht haben, er möge ihnen wenigstens EINEN Flyer geben, für mich, lässt sich dieser nicht erweichen. Ich bin darüber gar nicht so unglücklich und träume bereits von einem weichen Kissen. Nun beschließen die anderen jedoch, mir den Eintritt einfach zu sponsern. Nun ja, langer Rede kurzer Sinn, ich landete also doch in der Disko.
Es hat auch echt gut getan, mal wieder Tanzen zu können und die Musik war ganz ok. Allerdings war es ziemlich schnell ziemlich voll und ich musste leider bereits um 5 den Rückzug antreten, da der Sauerstoffgehalt für meine Raucherlunge zu gering und das Tanzen für meinen untrainierten Kreislauf zu anstrengend wurden. Ich sehnte mich nach meinem Bett und fiel in diesem angekommen auch direkt in einen traumlosen Schlaf, eine Bewusstlosigkeit beinahe, aus der ich erst heute "Morgen" um 13 Uhr (Winterzeit) erwachte. Mit einem dicken Kopf und einer gewissen abgestumpften Wahrnehmung.
So langsam fange ich wieder an Farben wahrzunehmen und Geräusche schmerzen nicht mehr ganz so sehr. Und dank der Tatsache, dass ich heute Abend echt bayrischen Kaiserschmarrn bekommen werde, von meiner lieben Hanna, bin ich sicher, der Dunkelheit wird auch wieder Licht folgen.

Und es ward Licht

Hach, der Freitag war ein herrlicher Tag! Mein persönlicher Tag des Buches.
Wenn mir hier nämlich etwas wirklich gefehlt hat (von Personen abgesehen^^) dann waren es Bücher. Leider sind Bücher Luxusgüter und somit momentan nicht drin, aber ... hach! Wie oft hab ich mir sehnsuchtsvoll die Nase an den Buchläden plattgedrückt, die es ausgerechnet hier in meiner Strasse zuhauf gibt, als hätte sich jemand einen Spaß daraus gemacht mich zu foltern. Von meinem Wunschzettel bei Amazon ganz zu schweigen, der bald aus allen Nähten platzt (*räusper*). Sollte es eine programmbedingte Seitenbegrenzung geben, so werde ich diese mit Sicherheit bald erreicht haben.
Dann am Freitag, die glorreiche Idee. Bücherei. Ein einfaches und doch zauberhaftes Wort. Ein Zauberwort geradezu. Ich zumindest war bezaubert, von den Möglichkeiten, die sich plötzlich vor mir ausbreiteten. Nun musste ich nur noch hoffen, dass es so etwas hier gibt und herausfinden wo. Ohne allzugroße Zuversicht ging ich ins Internet, gab aufs Geratewohl "libreria publica und granada" bei google ein und tatsache, ich finde nicht nur eine Bücherei, nein, diese hat sogar eine Internetpräsenz. Ein Wunder, jubiliere ich innerlich, wer im spanischen Internet einmal etwas gesucht hat, der wird mich verstehen.
Doch der Wunder nicht genug, befindet sich diese Bücherei doch tatsächlich nur zwei Straßen weit von mir entfernt. Etwas versteckt, in einer dieser Schachtelstraßen von denen es hier so viele gibt, weshalb ich sie wohl bisher nicht bemerkt habe. Ich bin hin und hergerissen zwischen absoluter Begeisterung und leiser Zweifel, "wie groß kann diese Bücherei schon sein, in so einem Hinterhof?". Eine viertel Stunde später bin ich unterwegs.
Die Bücherei ist riesig. Am Kopfe einer riesigen Freitreppe trohnend umfasst sie drei Stückwerke, sowie eine andalusische Bibliothek im Erdgeschoss. Ehrfürchtig betrete ich das Gebäude und bitte demütig den dortigen Wachmann um Hilfe. Dieser ist sehr nett, nimmt mich bei der Hand, führt mich zum Kopierer, kopiert für mich meinen Ausweis, passt auf, dass ich ja nich zu viel Geld in den Kopierer werfe ("der gibt das nämlich nicht wieder her") und bringt mich dann zur Herrin der Bücher. Ein sehr netter Mensch. Er bleibt auch gleich um falls nötig zwischen mit und der Herrin zu vermitteln, das ist aber ncoht nötig, wir Bücherliebhaber verstehen uns.
Wir verstehen uns sogar so gut, dass ich mich mit den beiden gleich noch eine halbe Stunde unterhalte. Über das Lesen, die Preis in Deutschland und Spanien, die Auswirkungen des Euros auf selbige, einfach über alles mögliche. Der Wachmann hat mir dann noch erklärt, dass ich mir im Supermarkt meines Vertrauens, der auch der Supermarkt seines Vertrauens (oder um genau zu sein, einfach der am nächsten liegende^^) ist, eine Kundenkarte machen solle. Das lohne sich wirklich meint er und kramt extra einen alten Kassenzettel heraus um mir dies zu beweisen. Als er mir auch noch erklärt wie ich diese Karte bekomme, fürchte ich beinahe er werde mich auch noch dorthin begleiten und auch dies für mich regeln :-)
Die Herrin über Papier und Druckerschwärze kramt inzwischen auf meine Aussage hin, in Deutschland seien Lebensmittel billiger, einen Lidl-Prospekt aus dem Papiermüll um mir zu zeigen, dass dies ja ein deutscher supermarkt, die Preise tatsächlich billiger und dieser auch in Granada zu finden sei. Dann schneidet sie mir die Adressen der granadinischen Zweigstellen aus. Was soll ich sagen: In der Welt der Bücher ist das Leben einfach noch in Ordnung.
Beschwingt verlasse ich nach eine guten halben Stunde die Bücherei, die Sonne scheint, mein Herz lacht. Ich bin jetzt Mitglied des literarischen Netzwerks Andalusiens und kann in ganz Andalusien Bücher ausleihen. Umsonst. Auch Filme. Und Musik. Außerdem kann ich dort umsonst das Internet benutzen. Irgendwie sieht der Auslandsaufenthalt dadurch gleich nochmal viel schöner aus. Tausende von Büchern warten nur auf mich. Und noch dazu habe ich das bisher längste Gespräch auf Spanisch geführt. Ohne Stocken (ok, ohne größeres) und Nachfragen (bis auf zwei unbekannte Wörter). Das Leben ist schön!


Sonntag, 21. Oktober 2007

Mea Culpa - oder: Da dacht ich doch wirklich...

...ich müsste aufpassen, dass ich nicht zu viel zuhause sitze und zu wenig unter die Leute komme. Das wäre ja schlecht, schließlich habe ich ja das - zugegebenermaßen sehr ehrgeizige - Ziel, fließend spanisch zu lernen.
Tatsächlich ist es aber nun so, dass ich eher - mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln - darum kämpfen muss, einmal etwas Zeit zu Hause zu haben, um so dringende Dinge wie diesen blog zu erledigen. Mein armer leidgeplagter Schatz kann davon wohl ein Lied singen, hört er doch immer wieder: "Sorry, ich muss leider weg, Hanna is jetzt da" oder "Oh, hallo, du, sorry, bin grad aufm Sprung, meld mich später". Ich möchte mich hier nicht etwa beschweren, im Gegenteil, ein Danke an Hanna, die mich schwer auf Trab und fern von jedweder aufkommenden Einsamkeit oder Langeweile hält. Nur fällt es mir eben schwer inmitten all des täglichen Trubels all die anderen täglichen Freuden, wie das Telefonieren mit dir Wojtek, tut mir echt leid, Aufgaben, wie das Schreiben des blogs und das Beantworten von Mails und Pflichten, wie zum Beispiel die Übersetzung des Cantar de Mio Cid zu koordinieren. Deshalb an dieser Stelle mal eine globale Entschuldigung, die mich fürderhin also von wenigstens einer Pflicht entbinden soll, dem Entschuldigen nämlich. Ein Freischein quasi.
Ha! Werdet ihr rufen, so einfach kommt sie uns nicht davon. Recht habt ihr, ich will mich natürlich auch in Zukunft bemühen wenigstens einmal pro Woche hier zu schreiben und alle Mails - irgendwann - zu beantworten (hehe, ich hoffe es gibt hier nicht allzuviele Eulenspiegelfans). Was habe ich denn nun so angestellt, diese Woche, dass ich so wenig Zeit hatte. Schwierig.

Am Montag traf ich nicht etwa Herrn Mohn, sondern Hanna, und ging mit ihr zu Bank, um unsere jeweiligen Ec-Karten abzuholen. Natürlich schwänzte ich dafür die erste Stunde. Das war nicht meine Idee, sondern ihre, ich habe sie aber zugegebenermaßen sofort begeistert aufgegriffen. Danach beeilte ich mich rechtzeitig um 13 Uhr an der Uni zu sein, um meinen zweiten Kurs zu besuchen, was ich auch gerade so schaffte, dieser fiel allerdings aus. Mist. Also wieder heim, einkaufen gehen, kochen...natürlich habe ich infolgedessen auch die abendlichen zwei Kurse geschwänzt, wo ich ja schon mal zu Hause war und so ein Busticket kostet schließlich auch was.

Ich habe geduscht, geschlafen, gechattet und gemailt, mich mit dem Erasmusamt in Deutschland herumgestritten, kurz, allerhand wichtige Dinge erledigt, und irgendwann war es 22 Uhr und es kam eine SMS von Hanna, ich solle gefälligst in die Gran Via kommen, zum supermodelos schaun, natürlich alles im Namen des Hör-Verstehens-Trainigs. Also machte ich mich auf den Weg. Aufgrund der keine Grenzen kennenden Werbeduldsamkeit der Spanier, dauert diese Sendung ewig und pünktlich zum Ende fing es natürlich kräftig an zu stürmen. Zeit genug, dass mir Tea ein schlechtes Gewissen bezüglich meiner „Lass-uns-doch- ein-Bierchen-trinken-gehen“-Verabredung mit Mario machen konnte, der sich nämlich ihr zufolge Chancen ausrechne. Um 2 Uhr dann endlich, nutzten Hanna und ich eine kurze Regenpause um uns auf den Weg zu machen. Allerdings fing es gerade als wir die halbe Strecke zwischen Tea und Javis Wohnung und meiner Wohnung zurückgelegt hatten, erst richtig an, so dass wir unter einer Markise einen 45minütigen Zwischenstop einlegen mussten. Nun, langer Rede kurzer Sinn: Um Drei war ich im Bett, um Acht klingelte der Wecker, denn am nächsten Tag war Dienst.


Nach dem üblichen Dienstag-morgen-um-10-Uhr-Englisch-Test bei meinem geschätzten Professor "wer-zu-spät-kommt-der- bleibe-bitte-draußen-und-getrunken-wird-bei-mir-auch-nich"- Barrientos bei dem natürlich auch Dinge abgefragt wurden, die ich aufgrund meiner einstufungstestbedingten Abwesenheit in der Woche zuvor nicht wissen konnte, hatte meine Laune einen einstweiligen Tiefpunkt erreicht. Allerdings schaffte Herr "jetzt-importieren-wir-aus-Amerika-nicht-nur-den-Fastfood- Scheiß-sondern-auch-noch-die-Unhöflichkeit" es wie immer, mich mit sprachlichen Leckerbissen wie "the Iberians became the most pissfull people" soweit aufzuheitern, dass ich mich hinterher der Lektüre des Cid-Epos widmen konnte ohne in schwere Depressionen zu verfallen.
Um 14.30 wollte ich mit Hanna, Tea und Javi eine Essenspause einlegen, nach fast 3 Stunden Cid hatte ich mir das verdient, da ich jedoch aus dem Comedor geworfen wurde, weil ich nichts essen sondern quasi nur zuschaun wollt, übersetzte ich weiterhin den Cid.

Leider wollte mein zweitliebster Professor in Altspanisch aber nicht über den Cid sprechen sondern von mir lieber die Sibilantenpaare des Altspanischen wissen. Ich muss an dieser Stelle mal eben etwas näher auf mein Verhältnis zu diesem Professor eingehen. In der dritten, also der ersten richtigen Stunde (die meisten Spanier kommen erst in der zweiten Woche in den Unterricht) fing alles an. Mein spanischer Nebensitzer las aus dem "libro de buen amor" vor. Wann immer ein schwieriges Wort auftauchte meinte der Professor: Kannst du vielleicht der Kris erklären, was das bedeutet? Nanu, dacht ich mir beim ersten Mal, das is aber nett. Nachdem das dann so weiter ging, fragte ich mich allerdings irgendwann: meint er es nun gut? Oder will er mir meine Unzulänglichkeiten aufzeigen? Mir quasi klarmachen, dass dies vielleicht nicht so ganz mein Kurs ist. In der zweiten Stunde dann, bat er uns, eine Zusammenfassung zum Thema mb >m zu schreiben. "Aber", sage ich, "das ist doch ein Fall von Assimilation, oder? Dazu haben wir doch schon eine ficha (Zusammenfassung) geschrieben".
Nun ja, kurze zeit später musste ICH aus dem libro de buen amor vorlesen. Ich bin der einzige ausländische Student in diesem Kurs (von 5 oder so) der vorlesen muss und ständig etwas gefragt wird. Keine Ahnung ob er mir damit zeigen will, dass er mir was zutraut oder ob er mich rausekeln will^^Wie dem auch sei, so etwas weckt natürlich sofort meinen Ehrgeiz. Jetzt werde ich den Kurs natürlich erst Recht weiterbesuchen.


Danach bin ich dann heimgefahren und habe mich sofort in den Chat gestürzt, um mit meinem Lieblingscousin, quasi aus Männersicht, humane Möglichkeiten zu finden, aus meinem „Date“ ein unmissverständliches Nicht-Date zu machen. Auf halb Elf war ich verabredet, nicht ungewöhnlich hier. Um Acht klingelt es, Hanna steht vor der Tür. Passt prima, ich habe Hunger und so beschließen wir ein Bierchen trinken zu gehen. Um Neun dann der Anruf von Mario, er sei schon fertig, ob wir uns schon früher treffen wollen. „Klar“, sage ich, „komm doch einfach im x vorbei“. Das macht er dann auch und natürlich ist da die Hanna noch da. Sie bleibt auch da, das Problem ist gelöst, zur Sicherheit noch ein oder zwei mal meinen Freund erwähnt, das sollte geklärt sein. Allerdings wird es dennoch mal wieder ziemlich spät. Zum Glück fällt die erste Stunde aus.


Am Mittwoch war außer Mitte der Woche nicht viel los. Nachdem ich mich nämlich von 11 - 18.30 an der Uni gequält hatte, unterbrochen lediglich von einer netten Kaffeepause mit Thorsten, ging ich, frech meinen letzten Kurs schwänzend, nach Hause und begab mich ohne Umweg über Los, direkt ins Bett. Ich hatte nämlich unglaubliche Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und fror außerdem erbärmlich. Dort verweilte ich, sofort in tiefen Schlaf versinkend, bis 11 Uhr. Um 11 dann, fühlte ich mich verpflichtet, aufzustehen und aller Welt oder zumindest allen im Skype Anwesenden, mein Lied zu verkünden. Auch allen in der Wohnung Anwesenden, das war allerdings nicht so fruchtbar, denn wo ich nur Kopfweh und Fieber vorweisen konnte, warf Vanessa, beschalt und mit leidender Miene, noch ein "Halsweh" auf die Waagschale, die sich promt in ihre Richtung senkte. Also ging ich wieder ins Bett und bemitleidete mich selbst.

Der Donnerstag verlief uni-technisch gesehen genau wie der Dienstag, mit der Ausnahme, dass wir keinen Test schrieben. Gedonnert hat es auch nicht. Muss sich irgendwie um eine Verwechslung gehandelt haben. Dafür waren wir abends im Kino. Nach dem unglaublich traurigen Film „Un corazón invincible“, den wir in der Woche zuvor gesehen hatten, sollte es dieses mal unbedingt eine Komödie sein. Allerdings hatten wir diese Woche bei unsrem Mädels-Kinoabend zum ersten Mal Männer dabei und gleich gings natürlich schief, die wollten nämlich „nur über ihre Leiche“ eine Komödie sehen. Wir landeten also in „La Huella“ ein sehr experimenteller Film, den Ich ziemlich gut fand und Hanna ziemlich scheiße, was für sie doppelt schlimm war, da sie auch noch salzige Popcorn essen musste^^


Am Freitag waren wir dann Tapas essen und Tee trinken und anschließend beim „intercambio lingüistico“, spanisch Tandems suchen. Die haben wir auch gefunden und mit ihnen zusammen dann gleich mal eine ausführliche, mittelalterliche Stadtführung durchs Realejo gemacht, auf spanisch natürlich, von der wir uns dann nachts um halb 12 verabschiedeten, da mein Magen das sowieso schon schwierige Verständnis beinahe unmöglich machte. Eigentlich wollten wir nur kurz ne Kleinigkeit essen, da wir aber tausend Leute trafen wurde es doch wieder sehr spät. Weshalb ich den Samstag nahezu komplett verschlief. Abends machte ich mich dann auf den weg zu Hanna, um ein bisschen zu quatschen (auch mit ihrer spanischen Mitbewohnerin) und Fernseh zu schaun. Und auf der Reeperbahn, nachts um halb Drei, nein, auf der Camina de Ronda, ist mir dann ein nackter Mann begegnet.

Nein, ich habe keine bewusstseinserweiternden Drogen genommen, da war wirklich ein nackter Mann. Als ich auf ihn zukam stand er auf und ich dacht er würde sich nun wieder anziehen. Allerdings hatte er, soweit ich das erkennen konnte, nur eine Unterhose und Schuhe. Ich laufe weiter und kurze Zeit später kommt der Mann, immer noch splitterfasernackt von hinten angelaufen, überholt mich und läuft quasi den ganzen restlichen Weg vor mir her, bis er sich dann vor dem Supermarkt meines Vertrauens zu Boden legt. Seltsam kann ich euch sagen. Wirklich seltsam.

Freitag, 12. Oktober 2007

Lebensüberdrüssig, risikobereit, überdurchschnittlich selbstbewusst

So in etwa dürfte die Idealbeschreibung des typischen spanischen Busfahrers lauten. Ach ja, nicht zu vergessen: gleichgültig.
Die spanischen Busfahrer zeigen nicht nur roten Ampeln sondern auch allen anderen Arten von sie behindernden Verkehrszeichen, wie z. B. Geschwindigkeitsbegrenzungen, gegenüber, völlige Indifferenz. Nicht nur das, sie erwarten diese Gleichgültigkeit auch von anderen. Sollte es zum Beispiel ein Autofahrer wagen, an einer roten Ampel stehen zu bleiben, obwohl kein Verkehr herrscht, so werden die Fahrer meist höchst ungehalten. In kleinen aber bedrohlichen Schritten nähern sie sich den Auto so lange, bis der Fahrer aufgibt und losfährt. Ich bin mir sicher, sollte dies nicht passieren, würde der Busfahrer auch keine Sekunde zögern, den Autofahrer einfach über die Kreuzung zu schieben.
Diese Gleichgültigkeit gegenüber schnöden Regeln wird nur noch durch ihre Gleichgültigkeit der Gesundheit ihrer Fahrgäste gegenüber übertroffen. Ich habe ziemlich schnell und positiv überrascht, festgestellt, dass älteren Menschen in den Bussen IMMER ein Sitzplatz angeboten wird. Nun weiß ich warum. Aus Gründen, auf die ich gleich näher eingehen werde, ist es für ältere Menschen schon gefährlich genug, diesen Sitzplatz zu erreichen. Eine Fahrt im Stehen würden sie wohl kaum überleben.
Wenn man in einen spanischen Bus steigt sollte man am besten eine aufladbare Buskarte haben, die man dann einfach an ein Gerät hält. Wer bezahlen muss hält den Verkehr auf, wer kein passendes Kleingeld parat hat sollte besser gar nicht einsteigen. Während des Einsteigens empfiehlt es sich außerdem, bereits nach einem Sitzplatz oder einer Festhaltegelegenheit Ausschau zu halten. Hat man bezahlt, sollte man die jeweilige Alternative unverzüglich, und ich meine wirklich unverzüglich ansteuern. Haltet euch nicht damit auf, eure Karte oder den Geldbeutel zu verstauen. Der Fahrer wird sofort, nachdem der letzte Passagier zugestiegen ist, die Türe schließen und losfahren. Sanftes Anfahren ist dabei ein Fremdwort. Dies hat allerdings den Vorteil, dass geübte Passagiere sich das Vorwärtsmomentum, das durch das plötzliche Anfahren in Zusammenwirkung mit den Gesetzen der Trägheit entsteht, zu Nutzen machen können, um Haltestange respektive Sitzplatz zu erreichen. Für ungeübte gilt: wer in diesem Moment seine Haltegelegenheit noch nicht erreicht hat, der hat ein Problem. Hat man jedoch zudem gerade die Hände in der Tasche um etwas zu verstauen, sind die Überlebenschancen gering.
Der Fahrer wird nun einfach immer weiter beschleunigen, bis er für die nächste Haltestelle bremsen muss oder die mögliche Höchstgeschwindigkeit erreicht hat, und damit meine ich nicht die vorgeschriebene, sondern die unter den jeweiligen Umständen - subjektiv - mögliche. Unnötig zu erwähnen, dass diese meist weitaus höher liegt. Ist diese erreicht, hat man normalerweise einige Sekunden, in denen es möglich ist, relativ gefahrlos eine Hand von der Haltestange zu nehmen und die Dinge zu verstauen die man krampfhaft festhält, bevor der Busfahrer eine fatale Bremsung einlegt, die genau so - und keine Sekunde früher - begonnen wird, dass er an der Bushaltestelle zum Stehen kommt ohne eine Vollbremsung machen zu müssen. Eine bewundernswerte Leistung finde ich. Normalerweise stimmt diese Entfernung in etwa mit der Sichtweite überein. Sollte man also als Wartender den richtigen Bus nahen sehen, sollte man sofort durch an die Straße treten deutlich machen, dass man mit will. Sonst sieht der Fahrer keinen Grunde zu halten und verpasst den Bremszeitpunkt.
Sollte der Busfahrer versehentlich zwischen den Haltestellen einmal langsamer werden oder gar bremsen müssen, weil etwa ein lebensmüder Polizist anstelle der Ampel den Verkehr regelt oder ein "überängstlicher" Autofahrer in die Quere kommt, und man ist gerade mit dem Verstauen von Gegenständen oder Umgreifen oder Ähnlichem beschäftigt, nun ja... Glücklicherweise kommt dies selten vor. Mit beiden Händen an der Haltestange (besser natürlich auf einem Sitzplatz) hat man - als junger, kräftiger, gesunder Mensch - gute Chancen, sowohl die Brems- und Anfahrmanöver als auch die normale Fahrt, verletzungsfrei zu überstehen.
Hat man die Haltestelle VOR der eigenen Haltestelle erreicht ist noch einmal besondere Vorsicht angesagt. Man sollte warten, bis der Busfahrer die Türen geschlossen hat und Anstalten macht loszufahren. In diesem Moment gilt es den "Bitte an der nächsten Haltestelle anhalten"-Knopf zu drücken. Verpasst man diesen Moment könnte es schwierig werden, denn dann befindet sich der Bus bereits wieder in der Beschleunigungsphase und man sollte besser abwägen ob man den festen Griff aufgibt, nur um die Haltestelle nicht zu verpassen. Wartet man, bis die Beschleunigung abgeschlossen ist, könnte es bereits zu spät sein, da der Bremsweg eventuell bereits zu kurz ist. Nun ja, wenn man Glück hat, will an der Haltestelle jemand einsteigen und der Fahrer hält trotzdem. Ansonsten ist ein Spaziergang durch Granada eigentlich wunderschön.

Samstag, 6. Oktober 2007

In Dschungeln

Liebe Miterlebenden^^ bevor ihr das hier lest ein kurzer Hinweis. Das hier ist der dritte, also aktuellste von drei blogs, die ich am 06.10. gleichzeitig hochgestellt habe. Wer wissen will wieso um Himmels willen ich DREI blogs schreibe sollte erst mal runterscrollen.

Gott sei Dank bestand diese erste Woche nicht nur aus Uni. Nein, es gab da auch noch - wenig - Freizeit. Und dank meiner lieben Hanna war die auch viel angenehmer. Am Mittwoch warn wir zum Beispiel zum ersten Mal im spanischen Kino.
Wir haben uns La Jungla 4.0 ausgesucht. Ausschlaggebend war, dass wir vermuteten ein Actionfilm komme unseren Sprachkenntnissen dann doch am ehesten entgegen. So war es dann auch, wir hatten keinerlei Probleme, haben an den richtigen Stellen gelacht (behaupte ich einfach mal) und es war ziemlich spaßig. Ok, fairerweise muss man vielleicht dazusagen, dass die sprachlicher Bandbreite des Films ungefähr folgendermaßen aussah: "dios"- "joder"- "puta"
Für diejenigen die sich selbst ein Bild machen wollen und es noch nicht erraten haben, der Film heißt zu deutsch: Stirb Langsam 4.0 und NEIN, ich habe keine Ahnung, was dies mit einem Dschungel zu tun hat.

Dafür durfte ich einen solchen am Freitag erleben. Da hatte ich nämlich vor ein paar Dinge zu erledigen und habe mich deshalb mit Hanna getroffen. Erst waren wir beim A.S.E.E, eine studentische Vereinigung, die Ausflüge organisiert, dann bei der Bank, um ein Konto zu eröffnen (leider hatte ich den Ausländerwisch der Polizei vergessen *schäm*), dann beim Passfotos machen - 12 Stück, 5 min, 2,95 € - hinterher Materialien für die Uni kaufen, dann bei mir, dann bei der Bank - nun hatte sie jedoch zu - und dann erschöpft.

Deshalb gönnten wir uns eine kleine Tapaspause bevor Esther zu uns stieß. Zu ihr gibt es auch eine nette Geschichte, die entfernt mit der Polizei, meinen Eltern und vielen Problemen zusammenhängt, vielleicht erzähle ich sie mal. Auf jeden Fall haben mich die beiden dann in das nächste Kaufhaus geschleppt, sind inmediatamente in einen Kaufrausch verfallen und die nächsten zwei Stunden schlug ich mich verzweifelt mit meiner Machete durch den spanischen Kleiderdschungel. Dieser ist nicht zu verachten. Durch raffinierte Verzweigungen, Spiegelfallen und ähnliches ist er nicht nur gefährlicher als er zunächst aussieht, sondern auch viel weitläufiger. Außerdem gibt es hier eine sehr gefährliche zweibeinige Raubtierart, deren überwiegend weibliche Exemplare gerne auf beeindruckende Weise angreifen, sollte man sich versehentlich ihrer Beute nähern.

Nachdem ich etwas mutiger geworden ab und an einmal stehen blieb um mir eine schöne Pflanze, äh, ein schönes Shirt anzuschauen, beschlossen die beiden, es werde zeit etwas Farbe in mein Leben zu bringen. Von den jeweiligen Standpunkten Schwarz, Braun und Weiß gegen Pink, Knallblau und Gelb schlossen wir nach längeren Gefechten einen grünen Kompromiss. Es gab unglaublich viel Grün in diesem Dschungel. Leider stand mir nichts davon, deshalb wurde es eben doch wieder Braun. Einen Pullover und ein Oberteil konnte ich erobern.

Nach drei weiteren Streifzügen in immer unzugänglichere Gefilde des Dschungels gaben Hanna und ich dann auf und verabschiedeten uns von Esther. Ich um mir zu Hause ein Fertiggericht zu machen, Hanna um Tapas essen zu gehen. Doch statt dessen beschlossen wir spontan bei mir zu kochen. Das heißt, wir beschlossen, dass Hanna bei mir für mich kocht, es war sehr lecker und sehr nett. Haben uns dann auch noch lange verquatscht.

Kaum hatte ich Hanna dann zum Bus gebracht wurde ich von meiner Mitbewohnerin vor den Fernseher entführt. Ihr Freund und zwei Freunde waren gerade da und mir zu Ehren schaute man einen deutschen Film an. Da konnte ich natürlich nicht nein sagen, auch wenn mir etwas mulmig war. "La vida de los Otros", auch dies ein Dschungel, einer aus Lügen, Angst und Misstrauen. Ein meiner Meinung nach empfehlenswerter wenn auch trauriger und nachdenklicher Film. Das war ein sehr schöner Abschluss des Tages, ich habe mühelos, wenn auch hochkonzentriert dem Film folgen können und bin erst gescheitert, als ich auf Spanisch den Fall der Mauer erklären sollte^^ Haben uns dann noch eine Weile unterhalten, so gut das ging, was übrigens shcon deutlich besser ist als am Anfang, und um 5 bin ich ins Bett gestolpert.

Tja, das war gestern, somit ist der blog nun wieder auf dem Laufenden, heute ist nämlich eigentlich nichts passiert. Ich habe geputzt, aufgeräumt, geordnet, gebastelt und sortiert. Außerdem den blog auf den neueseten Stand gebracht, kurz all das getan, wozu ich nun so lange keine Zeit hatte. Ich hoffe es bleibt weiterhin so stressig, denn alles in allem ist das doch viel interessanter^^

Oh nein, es geht noch stressiger - oder - Kam ein Erasmusstudent an die Universität

Ja, meine ersten Tage an der Universität. Schlimme Tage waren das, verloren, alleine, völlig verwirrt und ohne hilfreiche Zwerge.
Es ist Montag Morgen und da ich noch nicht herausgefunden habe ob die Abfahrtszeiten der Busse hier einem bestimmten Muster folgen oder der Wurzel aus Anzahl der Fahrgäste+ Laune des Busfahrers/Wetter entsprechen, bin ich viel zu früh da. Ist aber nicht schlimm, denn ich weiß eh nicht was ich tun soll. "Kommen sie spätesten am 05.10. wieder, mit einem Zettel auf dem ihre Kurse stehen", hatte die böse Hexe gesprochen.
Ich wusste nun also was ich Freitags zu tun hatte. Nur wohin mit mir in der Zwischenzeit? Sollte ich mich einfach in die Kurse hineinsetzen? Vorher mit dem Professor sprechen? Also anstehen, mit ca 20 anderen verzweifelten Erasmusstudenten und fragen. Es ist halb 11, mein Kurs beginnt um 11.30, ich warte. Ein Student nach dem anderen zieht aus dem Lebkuchenhäuschen der bösen Hexe kommend an mir vorbei, mit hängendem Kopf und diversen verschiedensprachigen Ausführungen von "ähm...ich hab gar nichts verstanden."

Es ist 11.25 ich warte. Eine deutsche Mitstudentin meint, sie habe jetzt den gleichen Kurs wie ich, wolle sich jedoch gleich eintragen, je früher desto besser, denn wer wisse schon ob man später noch in die Kurse kommt. Gute Idee denke ich mir und und bleibe auch. Um 11.50 erfahre zu meinem Leidwesen, dass man dazu eben nicht nur einen Zettel mit den Kursen, sondern außerdem 2 Passfotos braucht. Und ein Formular ausfüllen muss. Ich habe nur noch EIN Passfoto. Da es zu spät ist ncoh in der Kurs zu gehen strecke ich, endlich an der Reihe, wenigstens kurz den Kopf hinein um zu fragen was von mir erwartet wird. "Einfach reinsitzen" krächtzt es mir entgegen und "War's das? Dann los, weiter". Schnell mache ich Platz, ich will ja nicht in den Backofen. Aber wie ich später erfahre ist dieser schon reserviert für eine (übrigens sehr nette) Polin und eine (mir unbekannte) Deutsche, doch das ist eine andere Geschichte.

Im nächsten Kurs nehme ich einfach teil und das funktioniert tatsächlich. Ich verstehe sogar den Professor und bis aus Versehen die Sprache auf meinen Freund kommt unterhält sich sogar ein spanischer Mitstudent mit mir^^

Danach hetze ich heim, kaufe ein und steige dann in den Bus, der mich ans andere Ende der Stadt bringt, wo ich irgendwann einen Passfotoautomaten gesehen hatte. Ich verlaufe mich. Ich bin langsam aber sicher etwas frustriert vom Ablauf meines ersten Unitags. Ich finde ihn. Ich habe kein Kleingeld. Ich fluche und mache mich auf den Weg eine Bank zu suchen. Nach einer halben Stunde frage ich eine alte Frau, ob sie mir wohl sagen kann, ob es in der Gegend eine Bank gibt. "Nein" gibt es nicht. Ok. Kann sie mir dann eventuell Geld wechseln? Empört schüttelt die böse Stiefmutter den Kopf und setzt die fleißige Goldmarie vor die Tür. Ich kaufe Zigaretten um an Kleingeld zu kommen.
Der Automat spricht italienisch. Nicht schlimm, das geht schon. Was nicht geht, das sind die Bilder. Wenn ihr euch vorstellt wie jemand aussieht, der vom Fahrrad fällt und mit dem Gesicht bremst, dann habt ihr in etwa eine Vorstellung davon, wie die Bilder aussahen (entschuldige den Vergleich, Sis). Mir ist zum Weinen zumute, keine hilfsbereiten Täubchen weit und breit, nur falsche im Töpfchen.
Auf der positiven Seite ist zu vermerken, dass auch der Professor den ich abends noch habe, einen netten Eindruck macht, ich alles verstehe und zudem eine nette polnische Leidensgenossin kennen lerne. Gerade noch sei sie der Hexe entronnen, doch sie müsse nochmals hin, ich empfehle ihr ein Stöckchen.

Am nächsten Tag geht es gerade so weiter. Was die Kurse betrifft bin ich schon ein alter Hase, leider schießt der neue Professor scharf. Kein Zuspätkommen, kein Trinken im Unterricht, keine Extrawürste für Erasmusstudenten (Habt ihr mich verstanden?), immer wieder kleine Klausuren, wer fehlt bekommt ne 6, Einsen gibt es nicht.
Ich bin etwas eingeschüchtert. Wenigstens verstehe ich ihn. Zumindest bis er versucht Englisch zu sprechen. Ich ahne Böses, schließlich soll der Kurs auf Englisch stattfinden, nun, wir werden sehen.

Danach versuche ich verzweifelt herauszufinden, ob ich wirklich 60 credits (ein internationales Bewertungssystem für Studienleistungen) benötige, was mir jedoch keiner sagen kann. Wieder einmal ist dies bei allen anders. Ich versuche die Hexe dazu zu überreden mir mein Studienzertifikat zu unterschreiben, da mir das BAföG-Amt sonst die Brotkrümel klaut, doch sie sagt "erst wenn du eingeschrieben bist". Nachdem ich ihr verspreche, dass ich keine Lebkuchen klaue erklärt sie mir wenigstens, dass ich nur EIN Passfoto brauche. Ich würde am liebsten in tausendjährigen Schlaf versinken.

Zum Glück tue ich es nicht, denn der nächste Professor hätte mich bestimmt nicht wachgeküsst, die Stunde ist furchtbar langweilig, denn ich verstehe kein Wort. Er hat einen Sprachfehler, spricht sehr leise und hat wohl nie Brotkrümel gehabt, denn irgendwie irrt er ziemlich ziellos durch den Wald romanischer Linguistik. Ich muss also meinen Stundenplan umplanen, sonst habe ich zu wenig Credits.
Stunden später ist mir dies gelungen, leider habe ich so nur 57 Credits. So langsam etwas gestresst rufe ich Wojtek, meinen weißer Ritter um Hilfe. Dieser ruft beim Auslandsamt an und fragt wie viele Credits ich brauche. 30 antworten die. Nur die Ruhe, passt alles, teilt er mir mit. Naja, 30 pro Semester nehme ich an, also doch 60 im Jahr, Blut ist im Schuh. Ich modele den Stundenplan nochmal um.

Ja. Am Donnerstag schaffe ich es dann endlich mich einzuschreiben, genau 60 Credits, die Hexe ist zufrieden, der Schuh passt. Nach einigem Hin und Her unterschreibt sie mir auch mein Studienzertifikat, während sie mit der anderen Hand eine Französin in den Käfig sperrt. Die hat vergessen die Codes für die Kurse aufzuschreiben, selbst Schuld, wie kann sie das auch vergessen, hat man ihr doch extra erklärt.

Völlig erledigt komme ich zu Hause an und freue mich auf das Wochenende. Nächste Woche wird der Jäger die Hexe erschießen und mit Steinen im Magen in den Brunnen werfen. Ach nein, das war ja auch eine andere Geschichte.

3x8+4 = 0

Ich weiß, ich habe den blog hier etwas vernachlässigt, das liegt jedoch nicht daran, dass ich keine Lust hatte zu schreiben oder gar daran, dass nichts passiert ist, nein. Im Gegenteil. Doch dazu gleich mehr, in diesem ersten Nachtrag.

Eigentlich lag meine Abwesenheit, zumindest anfangs, in obiger Rechnung begründet. Am 26.09. morgens um 9.15 wollten mich nämlich meine Eltern besuchen kommen und bis zum 31.09. ein bisschen von dieser schönen Stadt sehen.

Ich hatte geplant, sie an einer günstig gelegenen Bushaltestelle abzuholen, musst also früh aufstehen. Genau gesagt um 8.30. Da ich nur wenig geschlafen hatte war dies nicht unbedingt leicht. Doch kaum hatte der Wecker geklingelt und ich mühsam meine Augen geöffnet, da kam eine sms von meiner Ma: Mussten wieder umdrehen und soeben gesund in Frankfurt gelandet. Technischer Defekt. Warten auf Ersatz, kann 2 Stunden dauern, melden uns wenn wir gelandet sind.
Natürlich bin ich erst Mal erschrocken, war dann aber natürlich sofort froh, dass ich noch bissl schlafen kann. Hab noch schnell ne sms geschrieben, mit der Bitte es kurz klingeln zu lassen, wenn sie wieder losfliegen, mich umgedreht und war dann auch schon wieder weg. Um 10.30 stand ich dann das nächste Mal auf, da das Handy geklingelt hatte und machte mich gemütlich ans frühstücken. Dann, um 11.30 wieder eine sms: Wir mussten wieder umdrehen, technischer Defekt, sind wieder in Frankfurt, kann wieder 2 Stunden dauern, melden uns wenn wir in Granada ankommen.
Ich kann ger nicht mehr genau beschreiben was mir in diesem Moment durch den Kopf ging, aber es war wohl eine Mischung aus: "huh, déjà vu?"-"wollen die mich veräppeln?"-"das darf doch wohl nich wahr sein!"-und-"oh je, die armen" gewesen sein. Ich hab noch bis um 12 Uhr gewartet und mich dann mal auf den Weg zum zentralen Auslandsamt gemacht, um meine Erasmusausweis abzuholen. Dort wollte ich dann warten bis meine Eltern landen, so lange ein Buch lesen und dann gemütlich zur Haltestelle laufen.
Hab dann aber Hanna getroffen und mich mit ihr verquatscht. Erst auf dem Boden vorm Auslandsamt, dann auf einer Bank, dann beim Tapas essen. Ich wurde zunehmend nervöser, denn es war bereits halb 4 und ich hatte noch nichts von meinen Eltern gehört. Wir haben dann beschlossen zur Polizei zu gehen um uns da als Strangers-in-the-Town registrieren zu lassen, die hatten aber schon zu, statt dessen sind wir Eis essen gegangen. Um 17.11 dann endlich die erlösende Nachricht, "sind jetzt angekommen". Gott sei Dank. Ein dickes Danke an dieser Stelle mal an Hanna, die die ganze Zeit mit mir ausgeharrt hat und mich prima unterhalten hat!

Ich hab natürlich nun erwartet, dass meine Eltern entsprechend kaputt (waren ja die ganze Nacht schon wach) und schlecht gelaunt sein würden. Doch Pustekuchen. Voller Elan sind sie aus dem Bus gestiegen und haben gleich Mal beschlossen, dass wir zu meiner Wohnung laufen, statt den Bus zu nehmen. Das haben wir dann getan, danach zu ihrem Hotel laufen, umziehen und los. "Zeig uns Mal bissl was". Ok. Von ganz unten im Süden nach oben im Norden, zum ersten Mal Tapas essen, dann wieder ganz runter in Süden was wärmeres anziehen (jaja, abends wirds hier ganz shcön kalt, also schön die warmen Westen mitbringen wenn ihr mich besucht^^), dann zum Essen. Ja. Das war die 4 der obigen Rechnung. 6 Stunden Tourismus, 4 Stunden laufen.

Wie ihr nun vielleicht bereits erahnen könnt, ging es die nächsten Tage so weiter. Treffen jeden Morgen um halb 11, dann extreme-sight-seeing bis abends um 11 oder 12.
Machte meistens ca. 8 Stunden laufen, den Granada ist gerade so klein, dass es geschickter ist zu laufen als den Bus zu nehmen, aber groß genug, dass dies sehr anstrengend ist. Abends bin ich meist todmüde ins Bett gefallen, nachdem ich vorher noch einige Mails beantwortet habe, so es mir noch möglich war.

Nein, ich will mich nicht beschweren (meine Beine schon, mein Rücken auch), denn es war echt schön. Ich habe richtig viel von Granada zu sehen bekommen, mein Viertel besser kennengelernt, viele leckere Tapas gegessen und es waren echt schöne ereignisreiche Tage. Nur blieb eben 0 Zeit zu bloggen.

Ja Ja, so war das

Dienstag, 25. September 2007

Tückische Wäsche und andere Alltagshindernisse

Da ich heute etwas unmotiviert bin die Tagesgeschehnisse aufzuschreiben und ich sie zudem schon zwei mal erzählt habe, poste ich euch hier einfach mal eine dieser Erzählungen.


K: weißt du was heute wieder so passiert ist

verständigungstechnisch?

W: hast du's gebloggt

K: nee. noch nich. bin so unmotiviert

W: schieß los


K: also. ich wollt heut waschen.

da die johanna gemeint hatte, sie und meine vorgängerin hätten immer gemeinsam gewaschen, wollt ich sie auch fragen.

ich sag also: „Johanna“, sag ich, „ich wasche heute schwarze wäsche, magst du auch mitwaschen“

das war um 11

sie fragt: „jetzt?“

ich merk, ihr wär später lieber und lenke natürlich sofort ein: „heut mittag geht auch“

dann meint sie: „ok, wenn ich zurück komm dann“.


K: um 17 uhr kommt sie zurück. es is inzwischen bereits viel später als ich eigentlich waschen wollte.

sie fragt: „ok, wollen wir waschen?“

ich sag „ok, ich ess noch kurz fertig.“

dann komm ich rüber, sie hat einen teil ihrer wäsche schon drin.

ich schau mir das so an, weiß 50 %, pastelltöne 40 %, 10% schwarz

ich denk mir: „hm“

„bei wie viel grad wolltest du denn waschen?“, frag ich.

„och“, meint sie, „ich verstell das eigentlich nie. so halt.

50° sind eingestellt, sehe ich. und ICH hatte mir schon gedanken gemacht, was ich mit meiner wäsche mach, wo die waschmaschine kein programm für 30° hat.

W: lol

K: also sag ich: „ähm, ich wollte eigentlich bei 30° waschen“

„oh“, meint sie da, „du hast lauter schwarze wäsche“

sag ich: „ähm ja, schwarz und dunkel halt.“ (hatte ich ja angekündigt^^)

aber is egal meinte ich dann und hab meine drei weißen sachen geholt, die mehr oder weniger dringend in die wäsche mussten, man will ja keine umstände machen.


tja. und nun wasch ich halt einen ganzen tag später. so is das^^

das war part 1


K: part 2

johanna, um halb 12, an meiner tür.

„du, ich wollt nur sagen, ich hab ein flugticket bestellt und ich weiß nicht wann es kommt, und ich bin jetzt nicht da.“

„ja, muss man das noch bezahlen?“ frag ich.

„nein“, meint sie, hat sie schon.

dann frag ich: „aber was willst du denn dann von mir, schmeißen die das nicht ein?“

„nee“, sagt sie, „bei flugtickets machen sie das nich“.

„ok, mach ich“.


also lag ich die ganze zeit auf der lauer, die tür geöffnet, damit ich auch ja unterscheiden kann ob's bei uns klingelt. [kleine zwischeninformation: durch den innenhof, in den alle 28 zimmer gehen, hört mann immer die türklingeln des ganzen hauses und man kann nicht unterscheiden ob ed die eigenen ist oder nicht, wenn man nicht im flur steht oder die tür auf hat.]

um 3 oder so klingelt's tatsächlich.

ich spring auf, renn an den hörer und sage: "sí?"

ich versteh irgendwas mit paquetos

ich murmele: „un momento“, leg auf und renn runter.


die postfrau steht inzwischen schon drin, weil:

sie muss ja rein um die post einzuwerfen^^

da ICH ja wieder aufgelegt hab musste sie noch woanders klingeln.

ich steh also vor ihr und will grad loslegen, „hallo, ich wollt den brief für die ... annehmen.“

da fällt mir ein: ich weiß ja gar nich wie die johanna heißt^^


also stammel ich da rum, irgendwas von wegen brief und flugticket annehmen oder so.

die postfrau kuckt mich an und mein sie hat kein avisio.

ich schau sie an (den letzten teil hatte ich nich verstanden, dacht sie hat den richtigen namen für flugticket gesagt, dabei hatte die glaube ich nur mein gestammel über avion usw. nicht verstanden^^. is ja auch kein wunder, schließlich habe ich von ticket fürs flugzeug geredet, statt vom flugticket, wer macht sowas schon).

ich sag: „aber sie haben doch bei mir geklingelt.“

sie sagt: „ja aber mädel, ich klingel doch überall. bis mich einer reinlässt halt. Ich muss ja an die briefkästen.^^

„ok“, sag ich, bereits sehr peinlich berührt, „aber ich soll für meine mitbewohnerin, wohnung 4 ähm b ähm (um sie rum zu unsrem briefkasten renn und nachschau) nein 4 a

einen brief entgegen nehmen. ein flugticket.“

johanna heißt die, haben sie da was dabei?


W: deine Show wird immer besser

K: also ICH hätt mir gar nichts gegeben. nich mal nen werbeprospekt^^


„welche wohnung haben sie gesagt?“ will sie wissen.

„4a“

„nein“, sagt sie, „für carlos hätte sie was“.

„nein“, sage ich, „das will ich nich. johanna brauch ich“^^

für johanna hat sie aber nichts. aber für kristina habe sie was meint sie.^^

W: loool

wie geil

K: „huch“ sag ich da, “das bin ja ich“

W: loool, DAS glaubt sie dir sicher

K: hab ich doch tatsächlich post bekomme

ha, meine erste post. in spanien. ist das nicht toll?

eine karte von c und b


Vielen Dank euch beiden, das hat mich WIRKLICH total gefreut! Da hab ich vor lauter Freude ganz vergessen mich zu schämen :-)

Aber es ist schon nett. Da sind die Briefkästen gut gesichert im Hausflur, hinter einer Glas und Gittertür und dann würde die gute Frau MIR nach DER Vorstellun, Johannas Ticket geben^^

Montag, 24. September 2007

Auf wundersame Weise

Heute bin ich gegen 11 Uhr zum zentralen Auslandsamt gefahren um meinen Erasmusausweis abzuholen. Natürlich gab es bereits eine riesen Schlange an Studenten mit dem selben Vorhaben. HInter mir haben sich zwei Deutsche angestellt und da diese etwas verwirrt aus der Wäsche kuckten, habe ich mich zusammengerissen und ihnen erzählt wie das bei mir bisher lief. Mit der Bewerbung, den verschiedenen Formularen...
Schnell stellte sich heraus, dass bei den beiden ALLES anders war. Zum Beispiel musste ICH zuerst an meine Fakultät, mir dort ein Formular geben lassen und dieses dann zum zentralen Auslandsamt bringen. Die beiden waren jedoch gar nicht bei ihrer Fakultät. Es stellte sich aber zu ihrer Beruhigung ziemlich schnell heraus, dass diese Regelung nur für Neuphilologen, Mediziner und BWLer gilt.
Dann stand da mehrfach auf Notizzetteln und Bildschirmen, dass es unablässlich sei, zur Anmeldung mit zwei Kopien des Ausweises sowie zwei Passfotos zu erscheinen - die hatte nur ich, auf wundersame Weise war ich also das wohl erste Mal in meinem Leben das am besten organisierteste Mitglied einer Gruppe.
Außerdem erforderlich: ein Erasmusbestätigungsschreiben - das hatte keiner von uns. Dafür hatte Hanna* bereits ein Bewerbungsschreiben (ihr kennt es vielleicht noch aus dem Post: Bürokratie <> Spanien), das Learning Agreement, Kopien ihres Ausweises und Passfotos bei ihrem Auslandsamt in Deutschland abgeben müssen, die es für sie übernahmen diese Unterlagen nach Spanien zu senden. Was nun wiederum MICH beunruhigte, denn mir hatte man ja gesagt, das sei alles nicht nötig.

Da standen wir nun. Alle mit den unterschiedlichsten Unterlagen, alle auf unterschiedlichem Weg hierher gekommen, alle anderen Anweisungen gefolgt und doch alle mit dem selben Ziel beim selben Amt und über die selbe Organisation in Spanien. Nachdem wir am 5. HInweis vorbeikamen meinte Hanna*, dass es ja nun doch recht unwahrscheinlich sei, dass man ihr einen Ausweis gebe, da sie ja von den 4 notwendigen Dingen nur eines dabei habe. Aber ein Versuch hat ja noch nie geschadet.

Wir wurden dann getrennt, auf wundersame Weise lief bei mir alles glatt, so glatt sogar, dass sich eine deutsche Angestellte um mich kümmerte und ich innerhalb von 1 min. fertig war. Mein Ausweis wird am Mittwoch fertig sein und dann bin ich, wie Wojtek es nennt, "ausgewiesener Partygänger".

Unten wartete ich auf Hanna* und was soll ich sagen. Auf noch viel wundersamere Weise ging auch bei ihr alles glatt. Kaum hatte sie ihren Namen und ihre Uni genannt zauberte der Angestellte flugs ihre Unterlagen hervor und sie war ebenso schnell fertig wie ich. Fantastisch. Man muss sich vorstellen dass alleine zwei süddeutsche Universitäten solch unterschiedliche Vorgehensweisen haben. Nich dazu unterscheidet sich innerhalb der einzelnen Universitäten der Ablauf erneut, je nachdem an welcher Fakultät man studiert. Und nun kommen in diesem Büro ja Studierende aus sämtlichen Ländern der Welt zusammen, mit unterschiedlichsten Förderprogrammen. Und trotzdem schaffen es die Spanier, in all diesem Chaos eine Bearbeitung zu ermöglichen die jeden deutschen Bürokraten an Effizienz in der Ecke stehen lässt. Auf wundersame Weise.

*alle Namen selbstverständlich von der Redaktion geändert^^

Ach ja, und als seien es der Wunder noch nicht genug, bin ich dann zusammen mit meinen beiden Regensburger Erasmuskollegen in die nächste Tapas-Bar eingekehrt und habe mir den Bauch vollgeschlagen. Ohne Nachzudenken. Und es war nett. Auf wundersame Weise.

Samstag, 22. September 2007

"I cheated myself...

...like I knew I would"

Tja, besser als Amy Winehouse kann ich die erste Hälfte meines heutigen Tages auch nicht beschreiben^^

Nachdem es gestern den ganzen Tage stark geregnet hatte und ich deshalb entgegen meiner Vorsätze nur in meinem Zimmer war, wollte ich heute eigentlich wieder raus. Wenigstens einen längeren Spaziergang durch Granada jeden Tag, meine vorübergehende Heimat kennen lernen, die Sprache hören, gemütlich auf einem der vielen plazas innehalten, das hatte ich mir vorgenommen.

Ich stand also früh (für meine Verhältnisse, also um halb 10 Uhr) auf, denn heute war außerdem noch Putztag und an meiner Hausarbeit wollte ich auch noch schreiben. Da Johanna neben dem Bad, mein Auftrag, schlief frühstückte ich erst einmal gemütlich und wartete. Ich legte mir schon einmal zurecht, wie ich ihr klarmachen könnte, dass ich heute das Bad putzen würde, und zwar sobald sie darin fertig war. Naja, so halbwegs haben wir das hinbekommen. Ich vermutete so ganz habe sie nicht verstanden warum ich ihr nun mitteilte, dass ich das Bad putzen wolle.

Prompt meinte sie dann auch, kaum dass ich angefangen hatte: "Ich gehe jetzt aus, müsste also ins Bad"^^ "Ok", sage ich, "dann warte ich so lange". Daraufhin meint sie: "Ich treffe mich mit ein paar Freunden, magst du mitkommen?"
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Schock. Panik. Fremde Menschen. Fremde Sprache. Peinliches Schweigen. Nichtverstehen. Nicht-symphatisch sein. Zur Last fallen.
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"Ähm, nein, danke, aber ich muss heute eine Hausarbeit schreiben", stammele ich.

Dann verschwinde ich in meinem Zimmer und ärgere mich über mich selbst. Ich hadere mit mir. Soll ich aufstehen, hingehen und sagen "Ach was solls, die kann ich auch wann anders schreiben, ich komm mit" ? Nein. Wohl eher nicht. Das wäre ja komisch. Oder wäre es normal? In meiner Verzweiflung weine ich mich bei Daniel über meine Blödheit aus. "Los, raus mit dir, stell dich nicht so an!" meinte der und verschwindet prompt aus dem Chat. Aber ich kann nicht. Wie festgenagelt sitze ich auf meinem Stuhl. Das wäre die Gelegenheit gewesen unter Leute zu kommen. Spanische Leute. Die Sprache zu üben und Insider-Bars kennen zu lernen. Nun fragt sie mich nie wieder. Ich erhebe mich von meinem Stuhl.

Ich setze mich wieder. Und bleibe sitzen.

Irgendwann ringe ich mich wenigstens dazu durch, zu ihr zu gehen und ihr zu sagen "Ich könnte nächstes Mal mitkommen". Das würde mich freuen will ich noch hinzufügen. Doch die Tücken der Zwischentöne und Implikationen, die ich im Spanischen natürlich noch nicht beherrsche ließen sie wohl irgendwie verstehen "Ich kann ja beim nächsten Mal mitkommen wenn du magst". So nach dem Motto: wenn es dir so wichtig ist, dann komm ich halt beim nächsten Mal mit. Denn sie antwortet, "Ja, ich meinte ja nur, weil ich jetzt gehe".

Nun ja. Ich schrieb doch bereits, ich laufe nicht davon. So ganz richtig ist das wohl nicht. Wenn etwas wirklich wichtig ist. Dann laufe ich nicht davon, ja. Oder vor großen Dingen, wie überhaupt hier herzukommen. Wie niemals auf Englisch auszuweichen sondern alles von Anfang an auf Spanisch durchzuziehen. Doch was die kleinen Dinge betrifft, da bin ich schon ganz schön feige. Mich einfach mal trauen, mit Leuten wegzugehen, die ich nicht kenne. Mir zu sagen, sie werden dich schon nett finden und nein, du wirst ihnen schon nicht auf die Nerven gehen. Nein, es war bestimmt nicht nur Höflichkeit, dass sie dich mitgenommen haben. Da fehlt es mir. Ich weiß nciht wie viele angenehme Bekanntschaften, Erfahrungen, Momente, ich mir dabei schon selbst genommen habe.

Nun ja. Irgendwann....

Um 21 Uhr habe ich mich dann wenigstens aufgerafft noch etwas nach draußen zu gehen. Ich wollte einmal die spanische, vor allem in Granada sehr ausgeprägte Tapas-Kultur kennen lernen. Irgendwo ein Bierchen trinken gehen und dazu eine kleine, kostenlose Köstlichkeit zu mir nehmen. Carlos, mein Vermieter hatte mir eine Bar empfohlen und mit einem Buch bewaffnet (damit ich da nicht so dumm alleine rumsitze und aussehe wie bestellt und nicht abgeholt) zog ich los.

Zielstrebig zur Bar. Eine Stunde dauerte mein zielstrebiger Marsch. Leider wusste ich weder Namen noch Adresse. Trotzdem, ich lies mich nicht beirren. Irgendwo musste sie ja sein, in meinem Viertel, ca. 5 min zu Fuß von meiner Wohnung. War ja auch nicht weiter schlimm, schließlich wollte ich das Viertel ja eh näher kennen lernen. Doch nach einer Stunde und mit knurrendem Magen beschloss ich dann doch in die nächstbeste gemütlich aussehende Tapas-Bar einzukehren. Und plötzlich ist sie da. Die angepriesene Tapas-Bar. Inzwischen ist es 10 und natührlich ist kein Platz. Also wird es eben doch die nächste Tapas-Bar, in der ich einen freien Platz erspähe. Allerdings weiß ich ja nicht, welche Bars Tapas anbieten und ich habe mir nun einmal in den Kopf gesetzt nicht ohne tapas ins Bett zu gehen. Also irre ich weiter. Ich kann ja nur diejenigen Bars auswählen, die bereits am Eingang ihre Tapas anpreisen und diese sind leider alle voll. Irgendwann, gegen halb 11 Uhr finde ich eine. Sie sieht nicht so besonders aus und ist direkt an der Straße, aber das ist mir nun egal. Ich setze mich, bestelle ein Bier und bekommen wirklich meine ersten Tapas.

Ein toller Service. Wirklich. Ein Bier, 1,70 €, dazu kostenlos ein Brötchen mit eingelegtem Fleisch und Oliven. Sehr lecker. Der Kellner ist auch nett, ich packe mein Buch aus und fange an mich zu entspannen. So gefällt mir Granada und ich bin wieder positiv gestimmt was meinen Aufenthalt betrifft. In Zukunft werde ich öfter losziehen, vielleicht auch mal ohne Buch.

Natürlich ging der Abend nicht vorbei, ohne dass mir der typische wiederkehrende Fehler passiert, den ich in Spanien bisher JEDES MAL gemacht habe. Jemand kommt an meinen Tisch, zeigt auf einen Stuhl und lässt einen Schwall Spanisch los. Ich verstehe ihn nicht, wohl aber die Zeichen, er will wohl den Stuhl, ich sage "ja". Die Perosn dreht sich weg und geht weiter. Denn man fragt hier nicht wie bei uns "Ist der Stuhl frei?" sondern "Ist hier besetzt?". Tja, ich habe ja nun ein Jahr Zeit, dies ein für alle Male zu lernen.

Einen lieben Gruß an euch alle, eure "gallina"

Anm. "ser gallina" = " ser cobarde"

Donnerstag, 20. September 2007

Bürokratie <> Spanien

Heute um halb 11 habe ich mich, nach gemütlichem Ausschlafen und dem ersten Frühstück in meiner Wohnung, auf den Weg zur Uni gemacht. Bewaffnet war ich mit einem Berg an Formularen, die ich bereits zu Hause zusammengestellt, sortiert und mehrfach überprüft hatte.

An dieser Stelle muss ich kurz ausholen. Damals, im März, als ich erfuhr, dass ich nach Granada kommen würde, erhielt ich gleichzeitig eine Mail, mit der Bitte, doch bitte keine Fragen zu stellen. Man würde zu gegebener Zeit eine Info-Mail verschicken.

Ich wartete.

Im Juni endlich kam eine Mail. Darin wurde ich aufgefordert, bis Mitte Juni das Bewerbungsformular an die spanische Universität zu schicken, außerdem sollte ich beim Büro für internationale Beziehungen eine Annahmebestätigung für das Erasmusstipendium abgeben, sowie die Bestätigung meiner Annahme durch die spanische Universität.
Auf der Internetseite der spanischen Universität stand ebenfalls, man solle bitte das Bewerbungsformular einsenden, plus ein Learning Agreement, plus eine Bestätigung des Erasmus Stipendiums.
In der Mail, die ich von der Universität erhalten hatte, stand jedoch: Bitte senden sie uns keine Formulare zu. Bringen sie die nötigen Unterlagen bitte einfach vorbei, wenn sie nach Spanien kommen. So weit so gut. Nach Rücksprache mit meiner Erasmuskoordinatorin beschloss ich diese letzte Information als die geltende anzusehen.

Folglich hatte ich allerdings keine Annahmebescheinigung beim deutschen Büro für intern. Bez. vorzuweisen. Nach einem gewissen Hin und Her erklärte man sich jedoch bereit, die Begrüßungs-Mail der Universität anzuerkennen. Allerdings hieß es, ich müsse bis zum 15. Juli das Learning Agreement abgeben.

Das Learning Agreement ist eine Vereinbarung, in der ich angebe, welche Kurse ich hier besuchen werde. Dann erkennen die deutsche und die spanische Universität diese Auswahl an und EIGENTLICH sollten diese Kurse dann auch anerkannt werden. Das heißt, als erworbene Leistungen behandelt werden, wie deutsche Kurse auch. Dem ist nicht so, aber das ist eine andere Geschichte. Wichtiger ist, dass die Kurse für dieses Semester erst am 14. Juli nachmittags online gestellt wurde. Das war ein Wochenende. Ich konnte also beim besten Willen erst am 18. Juli die nötigen Unterschriften der deutschen Uni erhalten und erschien am 19. Juli leicht panisch im Büro für internationale Beziehungen, mit der dringenden Bitte es doch noch anzunehmen. Ach, sagte man mir dort, das brauche man ja gar nicht mehr, das habe sich geändert, es würde nun genügen, wenn ich es bei meiner Ankunft hier gegenzeichnen ließe und eine Kopie davon senden würde. Ok.

Das Bewerbungsformular. Aus den üblichen ferientechnischen Sprechstundenproblemen an deutschen Unis war es mir erst am 13. September, drei Tage vor Abflug möglich, das Formular unterschreiben zu lassen. Dazu fuhr ich zwei mal zur Uni, einmal um die Sprechstunde der zuständigen Person herauszufinden, einmal um diese tatsächlich aufzusuchen. Ich bekam die Unterschrift, nur leider keinen Stempel, denn das Sekretariat hatte ja schon zu und es wäre ja zu schön, wenn die für das Formular zuständige Erasmus-Koordinatorin auch gleichzeitig stempelberechtigt wäre. Also fuhr ich am 14. zum dritten Mal an die Uni.

Zwischendurch war ich noch ca. 3 Mal beim Erasmusbüro um deren Bestätigung für das Stipendium zu erhalten.

Mit all diesen Unterlagen trat ich heute also vor die spanische Beauftragte für internationale Beziehungen. Sie fragte: "Wo sind sie her?" Ich sage: "Aus Tübingen, Deutschland." Sie : "Frau Kohlmann, ja?" Ich bestätige. Sie reicht mir ein Formular auf dem ich meinen Namen, meine Adresse und die Dauer meines Aufenthalts eintrage. Damit werde ich zum zentralen Büro für internationale Beziehungen geschickt, wo ich gegen zwei Passfotos, eine Kopie meines Ausweises und dieses Formular meinen Erasmusausweis erhalte. Wenn ich mich für meine Kurse entschieden habe solle ich wiederkommen und ihr einfach die Kursbezeichnungen mitteilen. Das sei dann alles, einen schönen Aufenthalt wünscht sie mir.

Was denn mit den ganzen Formularen sei, frage ich. DIE brauche keiner, meint sie.

Mittwoch, 19. September 2007

Vorkommnisse oder Von vertrauensvollen Touri-Schafen

Ja, diverse mehr oder weniger witzige Vorkommnisse gab es natürlich auch schon. So sind wir zum Beispiel am ersten Tag gleich in eine typische Touristenfalle getappt. Gerade ausgestiegen aus dem Bus, auf dem Weg zur Cathedrale hält mich plötzlich eine Zigeunerin an, drückt mir einen Zweig in die Hand und fängt an, mir in einem riesigen, schnellen, gut einstudierten Schwall an positiven Eigenschaften, Ereignissen und Aussichten, auf Spanisch meine Zukunft zu erzählen. Zur exakt gleichen Zeit erfolgte der Zugriff auf Wojtek, der ca. 2m weiter bearbeitet wurde.
Abgeschlossen wurde das ganze von einem "Y ahora pagame", was soviel bedeutet wie: "un nun gib mir Geld". Wie viel Geld fragte ich, schließlich hatte ich in einem Winkel meines Gehirns so etwas bereits befürchtet, hatte allerdings nicht schnell genug reagieren können. "5 Euro" meint sie da. Ich erklärte ihr zunehmend weniger freundlich und mehr bestimmt, dass ich ihr nichts geben würde, da ich nicht darum gebeten hätte die Zukunft gesagt zu bekommen und als Ausländer auch nicht mit diesen Bräuchen vertraut sei. Irgendwann lässt sie mich in Ruhe, nicht ohne den bösen Blick anzuwenden und inzwischen bin ich sicherlich verflucht.
Wojtek konnte sich leider nicht so geschickt aus der Affäre ziehen, konnte jedoch immerhin den Schlachtpreis von 10 Euro pro Person, die seine Zigeunerin netterweise haben wollte und zwar zwei mal, sie wollte nämlich auch gleich für mich nochmals abkassieren, auf 5 Euro für beide runterhandeln. Naja, so geht es einem eben als vertrauensvolles Tourischaf.

Ein weiteres, ebenfalls erst im Nachhinein witziges Vorkommnis ereignete sich heute. Da ich nun hier eingezogen bin und doch bitte weder das Salz noch den Pfeffer noch sonst irgendetwas mitbenutzen darf, musste ich also heute einkaufen gehen. Der Supermarkt ist Gott sei dank in der Nähe, denn mir war schon klar, dass es etwas mehr würde. Nach ca. 1 Stunde (ziellosem Umherirren zwischen den Regalen, an mein Wörterbuch geklammert wie ein Ertrinkender an ein Stück Holz) stand ich dann auch an der Kasse und die Kassiererin fragte promt: "Wollen sie das alles tragen oder wollen sie den Nach-Hause-Service in Anspruch nehmen?" Ja, ob das denn möglich sei, frage ich, "Klar" antwortet sie, vorausgesetzt ich wohnte in der Nähe - das bestätige ich - und die Rechnung betrüge über 60 Euro. Das werde sie wohl hoffentlich nicht, meine ich.

Tut sie dann auch nicht, 27 Euro sinds und 5 Tüten, die sie mir freundlicherweise mit befüllt. Dabei ruft sie ständig nach ihrem Kollegen. Irgendwie weiß ich nun nicht so recht was passiert, denke mir, vielleicht hat sie Mitleid und bittet ihren Kollegen, mir kurz zu helfen, da ich ja wirklich nur 6 Häuser weiter wohne. Nachdem nichts passiert, sehe ich sie unsicher an und sage "Adios". Und da ist er wieder, dieser vertraute Satz "Pagame". Hatte ich doch inmitten meiner Verwirrtheit und meines Kampfes mit den vielen Tüten tatsächlich das Zahlen vergessen und mich einfach frech verabschiedet.

Ja ja, so ist das hier. Ich werde natürlich versuchen auch weiterhin alle Peinlichkeiten hier für euch öffentlich breitzutreten.

Kris an Erde

So, mein erster Post in meinem ersten Blog.
Bin ja nun etwas überfordert, was ich schreiben soll, aber das mit der Überforderung stellt ja grade eine gewisse Konstante in meinem Leben dar. Deshalb schreib ich vielleicht einfach darüber.

Ich bin nun also in Spanien angekommen. Wojtek, mein Liebster, hat mir die ersten Tage Beistand geleistet und das war gut so. Denn obwohl ich eigentlich ganz gut zurechtgekommen bin bisher - wir haben das Hotel gleich gefunden, die richtige Busse und Haltestellen gewählt, die universitätseigene Wohnungsvermittlung gefunden und ich habe über 20 Wohnungsbewerbungsgespräche per Telefon geführt - bleibt da eben dieses eigentlich. Die Kommunikation ist schon sehr holprig und ich fühle mich einfach unbeholfen. Irgendwie gehen die Leute hier auch ganz selbstverständlich davon aus, dass man spanisch spricht. Sie sprechen auch nicht langsamer oder gar deutlicher. Das macht es vielleicht schlimmer. Vor lauter Verstehen wollen und mühsamem Rekonstruieren was gesagt wurde, vergesse ich dann beim Antworten ganz gern Tempus, Genus und Numerus. Außerdem denke ich spanisch, komplett mit andalusischer Betonung und Aussprache und habe perfekte Sätze im Kopf, heraus kommt aber ein deutsches, holpriges und noch dazu viel zu leises Möchtegernspanisch.

Nun ja, so sieht's heute aus. Vielleicht wirkt gerade auch alles ein wenig schwärzer heute, weil ich so traurig bin, dass Wojtek wieder zu Hause und so weit weg von mir ist. Vielleicht geht es morgen schon viel besser, wenn ich dann tatsächlich mal die Uni betrete und auf Leidensgenossen stoße.

Das könnt ihr dann ja auch wieder hier nachlesen.