Montag, 12. November 2007

Part II: Darkness and a little Light

Dort angekommen, stehen wir vor einer Riesenschlange. Die Schmerzen sind trotz Schmerzmittel und diversen Hausmittelchen kaum besser, die Vorstellung ewig warten zu müssen schreckt mich, ich möchte dass es aufhört weh zu tun, ich stelle mich an. Nach einer Weile frage ich eine Frau, ob ich hier denn auch richtig sei. Dies fällt mir schwer, denn meine Stimme ist quasi nicht mehr da. Die Frau erklärt mir, sie sei nicht sicher, aber dort drüben bei der Information bekäme man für manche Ärzte Termine, ich solle doch mal schauen. Wenn ich dort falsch sei würde sie mich wieder reinlassen. Ich mache mich auf zur Information, dort ist die Schlange viel kürzer, allerdings hat das nichts zu sagen, wie ich schnell feststelle, die Information ist nämlich nicht besetzt. Nach einer Weile erkundige ich mich erneut ob ich denn überhaupt richtig sei und man schickt mich wieder zurück in die erste Schlange. Hilfesuchend sehe ich mich um, die Frau von vorher ist inzwischen auch in der quasi ziellosen Informationsschlange, entschuldigt sich für die Fehlinformation und bringt mich an meinen alten Schlangenplatz zurück.

Es ist 10 Uhr und ich habe seit 3 Stunden ziemliche Schmerzen. Die Frau hinter mir fängt nun an sich ätzend darüber zu äußern, dass man sich normalerweise hinten anstellt, wenn man die Schlange verlässt. Ich sage: „Es tut mir leid, aber ich kenne doch das System hier nicht und man hat mir gesagt, ich solle in die andere Schlange und nun hieß es...“ „Wenn ICH die Schlange verlasse muss ich auch wieder hinten anstehen“ erklärt sie mir unerbittlich und unbeeindruckt davon, dass ich offensichtlich Ausländer bin, kaum sprechen kann, tierische Schmerzen habe und den Tränen der Verzweiflung nahe bin. Das ist dann zuviel für mich, ich weiß nicht, aber wenn es mir schlecht geht, dann komme ich mit solchen Ungerechtigkeiten nicht gut zurecht. Ich fange an zu weinen, gehe aus der Schlange und stelle mich hinten an. Wojtek teilt der Frau unseren Dank mit. Ich fühle mich soo hilflos. Als ich endlich an der Reihe bin und dem Mann hinterm Schreibtisch erklärt habe, dass ich Schmerzen habe und einen Arzt sehen möchte, sagt dieser: „Ja, haben sie denn schon einen Arzt hier?“ Habe ich natürlich nicht. „Dann müssen sie zuerst das Formular dort ausfüllen. Der nächste bitte“

Ich könnte schon wieder weinen, denn ich stehe wieder außerhalb der Schlange, mit einem Formular in der Hand und ohne Stift. Wojtek organisiert Gott sei Dank einen für mich, wir füllen das Formular aus und stellen uns resigniert zum dritten Mal an. Erneut an einem der Schreibtische angekommen, dieses Mal bei einer Frau, braucht selbige mindestens 15 min um all meine Daten einzugeben, Ausweis und Krankenkarte zu kopieren, fünfmal alles nachzufragen und mir einen Doktor zuzuweisen. Dann schreibt sie mir einen Zettel: „Bitte um einen außerordentlichen Termin“, unterschreibt ihn und trägt mir auf, diesen vorzuzeigen, wenn oben, bei meinem Arzt, der gerade Sprechstunde hat, die Türe aufgeht. Ich gehe hoch und stelle fest: da warten bereits 9 Leute. Unter anderem die Frau, die mir zuvor helfen wollte, indem sie mich wieder an meinen alten Platz in der Schlange brachte.

„Das ist das arme Mädchen, von dem ich ihnen erzählt habe“ sagt sie zu ihrer Sitznachbarin. Und wiederholt gleich noch mal für sämtliche anderen Anwesenden meine traurige Geschichte. Alle anwesenden Frauen regen sich tierisch auf, „Wenn ich mir vorstelle, meine kleine Tochter sei im Ausland und würde nichts verstehen und ihr passiere so was...“ meint die eine Frau, „Wie ungerecht“, hört man von einer anderen. Bei so viel Mitgefühl muss ich gleich wieder weinen. Ich erzähle, dass ich endlich angekommen noch ein drittes Mal anstehen musste, weil ich das Formular ausfüllen musste, erneut werden Laute des Missfallens laut. Ich bin gerührt.

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