Sonntag, 28. Oktober 2007

Und nach dem Licht kam Dunkel

Ich weiß, irgendwas stimmt da mit der Reihenfolge nicht.^^ Das kam folgendermaßen.
Gestern war ich mit Hanna unterwegs und sie meinte irgendwann: "Wir gehen später Tapas essen, magst mitkommen?" "Ich weiß nicht so recht", zögere ich, "ich hab grad kein Geld mehr". "Naja, kannst ja auch nur in eine Bar mitkommen und dann wieder gehen meint sie", das habe sie am vorigen Tag auch gemacht. Ok, denke ich mir, ein Tapas ist schon drin, spare ich mir schließlich das Abendessen. Wir verabreden uns auf halb 10.
Pünktlich um viertel 10, als ich gerade loslaufen will, fängt es an zu regnen. Eigentlich will ich nun absagen, denn zuhause ist es gerade so gemütlich, ich spreche mit meinem Schatz, draußen regnet es, ich habe keinen Schirm. Doch Hanna is schon unterwegs und ich kann sie nicht erreichen, da: kein Guthaben mehr. Also mache ich mich auf den Weg, durch Nacht und Wind...äh...Regen und komme klatschnass in der Gran Via an, bei Tea und Javi. Ca. 10 Meter vor deren Haus verkauft so ein Typ Schirme und bietet mir natürlich einen an. Fand er wohl witzig. Ich nicht. Er nun auch nicht mehr (Nein, das Letzte war natürlich nur meine Fantasie, natürlich habe ich ihm den Schirm nicht...).
Auf jeden Fall komme ich da an und wir fangen an zu trinken, während wir auf Tommy warten. Hanna meint: "Der kommt bestimmt, er hat mir vorhin erst geschrieben, dass wir heut nicht vor halb sieben heimgehen." Halb sieben? Das hat mir keiner gesagt. "Klar", meint Hanna, "sonst wärst ja auch nicht gekommen". Als Tommy kommt meint er dann auch prompt: "also, gehn wir nachher ins Vogue [eine Disko]?" "Moment", will ich ansetzen, aber Hanna meint sofort: "keine Angst, vorher gehen wir Tapas essen". Das wiederum ist Tommy neu, der darauf keine Lust hat. Da wir aber beide Hunger haben bestehen wir darauf, bis Tea uns plötzlich ein super leckeres Sandwich macht, Danke!
So langsam sitzen wir uns in deren Küche dann auch so richtig fest, Hanna und Tommy waren bereits ein Mal Alkoholnachschub holen, bis wir dann um 3 Uhr aufbrachen waren wir noch ein weiteres Mal auf Beutezug beim Chinesen. Zum Glück hat dieser bis spät in die Nacht auf, kein Wunder bei solchen Kunden.
Um 3 Uhr, eine Flasche Wodka, zwei Flaschen Bier und eine Flasche Tinto de Verano später, machen wir uns dann wie gesagt auf den Weg. Die anderen wollen in die Disko, ich will heim. Natürlich ist das nicht so einfach. Vor allem, als sich herausstellt, dass diese Disko bei mir um die Ecke und der Eintritt bis 3 Uhr frei ist. Widerstand: zwecklos. Ich lasse mich also mitschleppen. Glücklicherweise ist der Eintritt doch nicht frei, zumindest nicht für alle. Nein, man brauche da schon einen Flyer, erklärt man uns. Den haben wir nicht und auch nachdem meine lieben Begleiter den Türsteher angefleht haben, er möge ihnen wenigstens EINEN Flyer geben, für mich, lässt sich dieser nicht erweichen. Ich bin darüber gar nicht so unglücklich und träume bereits von einem weichen Kissen. Nun beschließen die anderen jedoch, mir den Eintritt einfach zu sponsern. Nun ja, langer Rede kurzer Sinn, ich landete also doch in der Disko.
Es hat auch echt gut getan, mal wieder Tanzen zu können und die Musik war ganz ok. Allerdings war es ziemlich schnell ziemlich voll und ich musste leider bereits um 5 den Rückzug antreten, da der Sauerstoffgehalt für meine Raucherlunge zu gering und das Tanzen für meinen untrainierten Kreislauf zu anstrengend wurden. Ich sehnte mich nach meinem Bett und fiel in diesem angekommen auch direkt in einen traumlosen Schlaf, eine Bewusstlosigkeit beinahe, aus der ich erst heute "Morgen" um 13 Uhr (Winterzeit) erwachte. Mit einem dicken Kopf und einer gewissen abgestumpften Wahrnehmung.
So langsam fange ich wieder an Farben wahrzunehmen und Geräusche schmerzen nicht mehr ganz so sehr. Und dank der Tatsache, dass ich heute Abend echt bayrischen Kaiserschmarrn bekommen werde, von meiner lieben Hanna, bin ich sicher, der Dunkelheit wird auch wieder Licht folgen.

Und es ward Licht

Hach, der Freitag war ein herrlicher Tag! Mein persönlicher Tag des Buches.
Wenn mir hier nämlich etwas wirklich gefehlt hat (von Personen abgesehen^^) dann waren es Bücher. Leider sind Bücher Luxusgüter und somit momentan nicht drin, aber ... hach! Wie oft hab ich mir sehnsuchtsvoll die Nase an den Buchläden plattgedrückt, die es ausgerechnet hier in meiner Strasse zuhauf gibt, als hätte sich jemand einen Spaß daraus gemacht mich zu foltern. Von meinem Wunschzettel bei Amazon ganz zu schweigen, der bald aus allen Nähten platzt (*räusper*). Sollte es eine programmbedingte Seitenbegrenzung geben, so werde ich diese mit Sicherheit bald erreicht haben.
Dann am Freitag, die glorreiche Idee. Bücherei. Ein einfaches und doch zauberhaftes Wort. Ein Zauberwort geradezu. Ich zumindest war bezaubert, von den Möglichkeiten, die sich plötzlich vor mir ausbreiteten. Nun musste ich nur noch hoffen, dass es so etwas hier gibt und herausfinden wo. Ohne allzugroße Zuversicht ging ich ins Internet, gab aufs Geratewohl "libreria publica und granada" bei google ein und tatsache, ich finde nicht nur eine Bücherei, nein, diese hat sogar eine Internetpräsenz. Ein Wunder, jubiliere ich innerlich, wer im spanischen Internet einmal etwas gesucht hat, der wird mich verstehen.
Doch der Wunder nicht genug, befindet sich diese Bücherei doch tatsächlich nur zwei Straßen weit von mir entfernt. Etwas versteckt, in einer dieser Schachtelstraßen von denen es hier so viele gibt, weshalb ich sie wohl bisher nicht bemerkt habe. Ich bin hin und hergerissen zwischen absoluter Begeisterung und leiser Zweifel, "wie groß kann diese Bücherei schon sein, in so einem Hinterhof?". Eine viertel Stunde später bin ich unterwegs.
Die Bücherei ist riesig. Am Kopfe einer riesigen Freitreppe trohnend umfasst sie drei Stückwerke, sowie eine andalusische Bibliothek im Erdgeschoss. Ehrfürchtig betrete ich das Gebäude und bitte demütig den dortigen Wachmann um Hilfe. Dieser ist sehr nett, nimmt mich bei der Hand, führt mich zum Kopierer, kopiert für mich meinen Ausweis, passt auf, dass ich ja nich zu viel Geld in den Kopierer werfe ("der gibt das nämlich nicht wieder her") und bringt mich dann zur Herrin der Bücher. Ein sehr netter Mensch. Er bleibt auch gleich um falls nötig zwischen mit und der Herrin zu vermitteln, das ist aber ncoht nötig, wir Bücherliebhaber verstehen uns.
Wir verstehen uns sogar so gut, dass ich mich mit den beiden gleich noch eine halbe Stunde unterhalte. Über das Lesen, die Preis in Deutschland und Spanien, die Auswirkungen des Euros auf selbige, einfach über alles mögliche. Der Wachmann hat mir dann noch erklärt, dass ich mir im Supermarkt meines Vertrauens, der auch der Supermarkt seines Vertrauens (oder um genau zu sein, einfach der am nächsten liegende^^) ist, eine Kundenkarte machen solle. Das lohne sich wirklich meint er und kramt extra einen alten Kassenzettel heraus um mir dies zu beweisen. Als er mir auch noch erklärt wie ich diese Karte bekomme, fürchte ich beinahe er werde mich auch noch dorthin begleiten und auch dies für mich regeln :-)
Die Herrin über Papier und Druckerschwärze kramt inzwischen auf meine Aussage hin, in Deutschland seien Lebensmittel billiger, einen Lidl-Prospekt aus dem Papiermüll um mir zu zeigen, dass dies ja ein deutscher supermarkt, die Preise tatsächlich billiger und dieser auch in Granada zu finden sei. Dann schneidet sie mir die Adressen der granadinischen Zweigstellen aus. Was soll ich sagen: In der Welt der Bücher ist das Leben einfach noch in Ordnung.
Beschwingt verlasse ich nach eine guten halben Stunde die Bücherei, die Sonne scheint, mein Herz lacht. Ich bin jetzt Mitglied des literarischen Netzwerks Andalusiens und kann in ganz Andalusien Bücher ausleihen. Umsonst. Auch Filme. Und Musik. Außerdem kann ich dort umsonst das Internet benutzen. Irgendwie sieht der Auslandsaufenthalt dadurch gleich nochmal viel schöner aus. Tausende von Büchern warten nur auf mich. Und noch dazu habe ich das bisher längste Gespräch auf Spanisch geführt. Ohne Stocken (ok, ohne größeres) und Nachfragen (bis auf zwei unbekannte Wörter). Das Leben ist schön!


Sonntag, 21. Oktober 2007

Mea Culpa - oder: Da dacht ich doch wirklich...

...ich müsste aufpassen, dass ich nicht zu viel zuhause sitze und zu wenig unter die Leute komme. Das wäre ja schlecht, schließlich habe ich ja das - zugegebenermaßen sehr ehrgeizige - Ziel, fließend spanisch zu lernen.
Tatsächlich ist es aber nun so, dass ich eher - mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln - darum kämpfen muss, einmal etwas Zeit zu Hause zu haben, um so dringende Dinge wie diesen blog zu erledigen. Mein armer leidgeplagter Schatz kann davon wohl ein Lied singen, hört er doch immer wieder: "Sorry, ich muss leider weg, Hanna is jetzt da" oder "Oh, hallo, du, sorry, bin grad aufm Sprung, meld mich später". Ich möchte mich hier nicht etwa beschweren, im Gegenteil, ein Danke an Hanna, die mich schwer auf Trab und fern von jedweder aufkommenden Einsamkeit oder Langeweile hält. Nur fällt es mir eben schwer inmitten all des täglichen Trubels all die anderen täglichen Freuden, wie das Telefonieren mit dir Wojtek, tut mir echt leid, Aufgaben, wie das Schreiben des blogs und das Beantworten von Mails und Pflichten, wie zum Beispiel die Übersetzung des Cantar de Mio Cid zu koordinieren. Deshalb an dieser Stelle mal eine globale Entschuldigung, die mich fürderhin also von wenigstens einer Pflicht entbinden soll, dem Entschuldigen nämlich. Ein Freischein quasi.
Ha! Werdet ihr rufen, so einfach kommt sie uns nicht davon. Recht habt ihr, ich will mich natürlich auch in Zukunft bemühen wenigstens einmal pro Woche hier zu schreiben und alle Mails - irgendwann - zu beantworten (hehe, ich hoffe es gibt hier nicht allzuviele Eulenspiegelfans). Was habe ich denn nun so angestellt, diese Woche, dass ich so wenig Zeit hatte. Schwierig.

Am Montag traf ich nicht etwa Herrn Mohn, sondern Hanna, und ging mit ihr zu Bank, um unsere jeweiligen Ec-Karten abzuholen. Natürlich schwänzte ich dafür die erste Stunde. Das war nicht meine Idee, sondern ihre, ich habe sie aber zugegebenermaßen sofort begeistert aufgegriffen. Danach beeilte ich mich rechtzeitig um 13 Uhr an der Uni zu sein, um meinen zweiten Kurs zu besuchen, was ich auch gerade so schaffte, dieser fiel allerdings aus. Mist. Also wieder heim, einkaufen gehen, kochen...natürlich habe ich infolgedessen auch die abendlichen zwei Kurse geschwänzt, wo ich ja schon mal zu Hause war und so ein Busticket kostet schließlich auch was.

Ich habe geduscht, geschlafen, gechattet und gemailt, mich mit dem Erasmusamt in Deutschland herumgestritten, kurz, allerhand wichtige Dinge erledigt, und irgendwann war es 22 Uhr und es kam eine SMS von Hanna, ich solle gefälligst in die Gran Via kommen, zum supermodelos schaun, natürlich alles im Namen des Hör-Verstehens-Trainigs. Also machte ich mich auf den Weg. Aufgrund der keine Grenzen kennenden Werbeduldsamkeit der Spanier, dauert diese Sendung ewig und pünktlich zum Ende fing es natürlich kräftig an zu stürmen. Zeit genug, dass mir Tea ein schlechtes Gewissen bezüglich meiner „Lass-uns-doch- ein-Bierchen-trinken-gehen“-Verabredung mit Mario machen konnte, der sich nämlich ihr zufolge Chancen ausrechne. Um 2 Uhr dann endlich, nutzten Hanna und ich eine kurze Regenpause um uns auf den Weg zu machen. Allerdings fing es gerade als wir die halbe Strecke zwischen Tea und Javis Wohnung und meiner Wohnung zurückgelegt hatten, erst richtig an, so dass wir unter einer Markise einen 45minütigen Zwischenstop einlegen mussten. Nun, langer Rede kurzer Sinn: Um Drei war ich im Bett, um Acht klingelte der Wecker, denn am nächsten Tag war Dienst.


Nach dem üblichen Dienstag-morgen-um-10-Uhr-Englisch-Test bei meinem geschätzten Professor "wer-zu-spät-kommt-der- bleibe-bitte-draußen-und-getrunken-wird-bei-mir-auch-nich"- Barrientos bei dem natürlich auch Dinge abgefragt wurden, die ich aufgrund meiner einstufungstestbedingten Abwesenheit in der Woche zuvor nicht wissen konnte, hatte meine Laune einen einstweiligen Tiefpunkt erreicht. Allerdings schaffte Herr "jetzt-importieren-wir-aus-Amerika-nicht-nur-den-Fastfood- Scheiß-sondern-auch-noch-die-Unhöflichkeit" es wie immer, mich mit sprachlichen Leckerbissen wie "the Iberians became the most pissfull people" soweit aufzuheitern, dass ich mich hinterher der Lektüre des Cid-Epos widmen konnte ohne in schwere Depressionen zu verfallen.
Um 14.30 wollte ich mit Hanna, Tea und Javi eine Essenspause einlegen, nach fast 3 Stunden Cid hatte ich mir das verdient, da ich jedoch aus dem Comedor geworfen wurde, weil ich nichts essen sondern quasi nur zuschaun wollt, übersetzte ich weiterhin den Cid.

Leider wollte mein zweitliebster Professor in Altspanisch aber nicht über den Cid sprechen sondern von mir lieber die Sibilantenpaare des Altspanischen wissen. Ich muss an dieser Stelle mal eben etwas näher auf mein Verhältnis zu diesem Professor eingehen. In der dritten, also der ersten richtigen Stunde (die meisten Spanier kommen erst in der zweiten Woche in den Unterricht) fing alles an. Mein spanischer Nebensitzer las aus dem "libro de buen amor" vor. Wann immer ein schwieriges Wort auftauchte meinte der Professor: Kannst du vielleicht der Kris erklären, was das bedeutet? Nanu, dacht ich mir beim ersten Mal, das is aber nett. Nachdem das dann so weiter ging, fragte ich mich allerdings irgendwann: meint er es nun gut? Oder will er mir meine Unzulänglichkeiten aufzeigen? Mir quasi klarmachen, dass dies vielleicht nicht so ganz mein Kurs ist. In der zweiten Stunde dann, bat er uns, eine Zusammenfassung zum Thema mb >m zu schreiben. "Aber", sage ich, "das ist doch ein Fall von Assimilation, oder? Dazu haben wir doch schon eine ficha (Zusammenfassung) geschrieben".
Nun ja, kurze zeit später musste ICH aus dem libro de buen amor vorlesen. Ich bin der einzige ausländische Student in diesem Kurs (von 5 oder so) der vorlesen muss und ständig etwas gefragt wird. Keine Ahnung ob er mir damit zeigen will, dass er mir was zutraut oder ob er mich rausekeln will^^Wie dem auch sei, so etwas weckt natürlich sofort meinen Ehrgeiz. Jetzt werde ich den Kurs natürlich erst Recht weiterbesuchen.


Danach bin ich dann heimgefahren und habe mich sofort in den Chat gestürzt, um mit meinem Lieblingscousin, quasi aus Männersicht, humane Möglichkeiten zu finden, aus meinem „Date“ ein unmissverständliches Nicht-Date zu machen. Auf halb Elf war ich verabredet, nicht ungewöhnlich hier. Um Acht klingelt es, Hanna steht vor der Tür. Passt prima, ich habe Hunger und so beschließen wir ein Bierchen trinken zu gehen. Um Neun dann der Anruf von Mario, er sei schon fertig, ob wir uns schon früher treffen wollen. „Klar“, sage ich, „komm doch einfach im x vorbei“. Das macht er dann auch und natürlich ist da die Hanna noch da. Sie bleibt auch da, das Problem ist gelöst, zur Sicherheit noch ein oder zwei mal meinen Freund erwähnt, das sollte geklärt sein. Allerdings wird es dennoch mal wieder ziemlich spät. Zum Glück fällt die erste Stunde aus.


Am Mittwoch war außer Mitte der Woche nicht viel los. Nachdem ich mich nämlich von 11 - 18.30 an der Uni gequält hatte, unterbrochen lediglich von einer netten Kaffeepause mit Thorsten, ging ich, frech meinen letzten Kurs schwänzend, nach Hause und begab mich ohne Umweg über Los, direkt ins Bett. Ich hatte nämlich unglaubliche Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und fror außerdem erbärmlich. Dort verweilte ich, sofort in tiefen Schlaf versinkend, bis 11 Uhr. Um 11 dann, fühlte ich mich verpflichtet, aufzustehen und aller Welt oder zumindest allen im Skype Anwesenden, mein Lied zu verkünden. Auch allen in der Wohnung Anwesenden, das war allerdings nicht so fruchtbar, denn wo ich nur Kopfweh und Fieber vorweisen konnte, warf Vanessa, beschalt und mit leidender Miene, noch ein "Halsweh" auf die Waagschale, die sich promt in ihre Richtung senkte. Also ging ich wieder ins Bett und bemitleidete mich selbst.

Der Donnerstag verlief uni-technisch gesehen genau wie der Dienstag, mit der Ausnahme, dass wir keinen Test schrieben. Gedonnert hat es auch nicht. Muss sich irgendwie um eine Verwechslung gehandelt haben. Dafür waren wir abends im Kino. Nach dem unglaublich traurigen Film „Un corazón invincible“, den wir in der Woche zuvor gesehen hatten, sollte es dieses mal unbedingt eine Komödie sein. Allerdings hatten wir diese Woche bei unsrem Mädels-Kinoabend zum ersten Mal Männer dabei und gleich gings natürlich schief, die wollten nämlich „nur über ihre Leiche“ eine Komödie sehen. Wir landeten also in „La Huella“ ein sehr experimenteller Film, den Ich ziemlich gut fand und Hanna ziemlich scheiße, was für sie doppelt schlimm war, da sie auch noch salzige Popcorn essen musste^^


Am Freitag waren wir dann Tapas essen und Tee trinken und anschließend beim „intercambio lingüistico“, spanisch Tandems suchen. Die haben wir auch gefunden und mit ihnen zusammen dann gleich mal eine ausführliche, mittelalterliche Stadtführung durchs Realejo gemacht, auf spanisch natürlich, von der wir uns dann nachts um halb 12 verabschiedeten, da mein Magen das sowieso schon schwierige Verständnis beinahe unmöglich machte. Eigentlich wollten wir nur kurz ne Kleinigkeit essen, da wir aber tausend Leute trafen wurde es doch wieder sehr spät. Weshalb ich den Samstag nahezu komplett verschlief. Abends machte ich mich dann auf den weg zu Hanna, um ein bisschen zu quatschen (auch mit ihrer spanischen Mitbewohnerin) und Fernseh zu schaun. Und auf der Reeperbahn, nachts um halb Drei, nein, auf der Camina de Ronda, ist mir dann ein nackter Mann begegnet.

Nein, ich habe keine bewusstseinserweiternden Drogen genommen, da war wirklich ein nackter Mann. Als ich auf ihn zukam stand er auf und ich dacht er würde sich nun wieder anziehen. Allerdings hatte er, soweit ich das erkennen konnte, nur eine Unterhose und Schuhe. Ich laufe weiter und kurze Zeit später kommt der Mann, immer noch splitterfasernackt von hinten angelaufen, überholt mich und läuft quasi den ganzen restlichen Weg vor mir her, bis er sich dann vor dem Supermarkt meines Vertrauens zu Boden legt. Seltsam kann ich euch sagen. Wirklich seltsam.

Freitag, 12. Oktober 2007

Lebensüberdrüssig, risikobereit, überdurchschnittlich selbstbewusst

So in etwa dürfte die Idealbeschreibung des typischen spanischen Busfahrers lauten. Ach ja, nicht zu vergessen: gleichgültig.
Die spanischen Busfahrer zeigen nicht nur roten Ampeln sondern auch allen anderen Arten von sie behindernden Verkehrszeichen, wie z. B. Geschwindigkeitsbegrenzungen, gegenüber, völlige Indifferenz. Nicht nur das, sie erwarten diese Gleichgültigkeit auch von anderen. Sollte es zum Beispiel ein Autofahrer wagen, an einer roten Ampel stehen zu bleiben, obwohl kein Verkehr herrscht, so werden die Fahrer meist höchst ungehalten. In kleinen aber bedrohlichen Schritten nähern sie sich den Auto so lange, bis der Fahrer aufgibt und losfährt. Ich bin mir sicher, sollte dies nicht passieren, würde der Busfahrer auch keine Sekunde zögern, den Autofahrer einfach über die Kreuzung zu schieben.
Diese Gleichgültigkeit gegenüber schnöden Regeln wird nur noch durch ihre Gleichgültigkeit der Gesundheit ihrer Fahrgäste gegenüber übertroffen. Ich habe ziemlich schnell und positiv überrascht, festgestellt, dass älteren Menschen in den Bussen IMMER ein Sitzplatz angeboten wird. Nun weiß ich warum. Aus Gründen, auf die ich gleich näher eingehen werde, ist es für ältere Menschen schon gefährlich genug, diesen Sitzplatz zu erreichen. Eine Fahrt im Stehen würden sie wohl kaum überleben.
Wenn man in einen spanischen Bus steigt sollte man am besten eine aufladbare Buskarte haben, die man dann einfach an ein Gerät hält. Wer bezahlen muss hält den Verkehr auf, wer kein passendes Kleingeld parat hat sollte besser gar nicht einsteigen. Während des Einsteigens empfiehlt es sich außerdem, bereits nach einem Sitzplatz oder einer Festhaltegelegenheit Ausschau zu halten. Hat man bezahlt, sollte man die jeweilige Alternative unverzüglich, und ich meine wirklich unverzüglich ansteuern. Haltet euch nicht damit auf, eure Karte oder den Geldbeutel zu verstauen. Der Fahrer wird sofort, nachdem der letzte Passagier zugestiegen ist, die Türe schließen und losfahren. Sanftes Anfahren ist dabei ein Fremdwort. Dies hat allerdings den Vorteil, dass geübte Passagiere sich das Vorwärtsmomentum, das durch das plötzliche Anfahren in Zusammenwirkung mit den Gesetzen der Trägheit entsteht, zu Nutzen machen können, um Haltestange respektive Sitzplatz zu erreichen. Für ungeübte gilt: wer in diesem Moment seine Haltegelegenheit noch nicht erreicht hat, der hat ein Problem. Hat man jedoch zudem gerade die Hände in der Tasche um etwas zu verstauen, sind die Überlebenschancen gering.
Der Fahrer wird nun einfach immer weiter beschleunigen, bis er für die nächste Haltestelle bremsen muss oder die mögliche Höchstgeschwindigkeit erreicht hat, und damit meine ich nicht die vorgeschriebene, sondern die unter den jeweiligen Umständen - subjektiv - mögliche. Unnötig zu erwähnen, dass diese meist weitaus höher liegt. Ist diese erreicht, hat man normalerweise einige Sekunden, in denen es möglich ist, relativ gefahrlos eine Hand von der Haltestange zu nehmen und die Dinge zu verstauen die man krampfhaft festhält, bevor der Busfahrer eine fatale Bremsung einlegt, die genau so - und keine Sekunde früher - begonnen wird, dass er an der Bushaltestelle zum Stehen kommt ohne eine Vollbremsung machen zu müssen. Eine bewundernswerte Leistung finde ich. Normalerweise stimmt diese Entfernung in etwa mit der Sichtweite überein. Sollte man also als Wartender den richtigen Bus nahen sehen, sollte man sofort durch an die Straße treten deutlich machen, dass man mit will. Sonst sieht der Fahrer keinen Grunde zu halten und verpasst den Bremszeitpunkt.
Sollte der Busfahrer versehentlich zwischen den Haltestellen einmal langsamer werden oder gar bremsen müssen, weil etwa ein lebensmüder Polizist anstelle der Ampel den Verkehr regelt oder ein "überängstlicher" Autofahrer in die Quere kommt, und man ist gerade mit dem Verstauen von Gegenständen oder Umgreifen oder Ähnlichem beschäftigt, nun ja... Glücklicherweise kommt dies selten vor. Mit beiden Händen an der Haltestange (besser natürlich auf einem Sitzplatz) hat man - als junger, kräftiger, gesunder Mensch - gute Chancen, sowohl die Brems- und Anfahrmanöver als auch die normale Fahrt, verletzungsfrei zu überstehen.
Hat man die Haltestelle VOR der eigenen Haltestelle erreicht ist noch einmal besondere Vorsicht angesagt. Man sollte warten, bis der Busfahrer die Türen geschlossen hat und Anstalten macht loszufahren. In diesem Moment gilt es den "Bitte an der nächsten Haltestelle anhalten"-Knopf zu drücken. Verpasst man diesen Moment könnte es schwierig werden, denn dann befindet sich der Bus bereits wieder in der Beschleunigungsphase und man sollte besser abwägen ob man den festen Griff aufgibt, nur um die Haltestelle nicht zu verpassen. Wartet man, bis die Beschleunigung abgeschlossen ist, könnte es bereits zu spät sein, da der Bremsweg eventuell bereits zu kurz ist. Nun ja, wenn man Glück hat, will an der Haltestelle jemand einsteigen und der Fahrer hält trotzdem. Ansonsten ist ein Spaziergang durch Granada eigentlich wunderschön.

Samstag, 6. Oktober 2007

In Dschungeln

Liebe Miterlebenden^^ bevor ihr das hier lest ein kurzer Hinweis. Das hier ist der dritte, also aktuellste von drei blogs, die ich am 06.10. gleichzeitig hochgestellt habe. Wer wissen will wieso um Himmels willen ich DREI blogs schreibe sollte erst mal runterscrollen.

Gott sei Dank bestand diese erste Woche nicht nur aus Uni. Nein, es gab da auch noch - wenig - Freizeit. Und dank meiner lieben Hanna war die auch viel angenehmer. Am Mittwoch warn wir zum Beispiel zum ersten Mal im spanischen Kino.
Wir haben uns La Jungla 4.0 ausgesucht. Ausschlaggebend war, dass wir vermuteten ein Actionfilm komme unseren Sprachkenntnissen dann doch am ehesten entgegen. So war es dann auch, wir hatten keinerlei Probleme, haben an den richtigen Stellen gelacht (behaupte ich einfach mal) und es war ziemlich spaßig. Ok, fairerweise muss man vielleicht dazusagen, dass die sprachlicher Bandbreite des Films ungefähr folgendermaßen aussah: "dios"- "joder"- "puta"
Für diejenigen die sich selbst ein Bild machen wollen und es noch nicht erraten haben, der Film heißt zu deutsch: Stirb Langsam 4.0 und NEIN, ich habe keine Ahnung, was dies mit einem Dschungel zu tun hat.

Dafür durfte ich einen solchen am Freitag erleben. Da hatte ich nämlich vor ein paar Dinge zu erledigen und habe mich deshalb mit Hanna getroffen. Erst waren wir beim A.S.E.E, eine studentische Vereinigung, die Ausflüge organisiert, dann bei der Bank, um ein Konto zu eröffnen (leider hatte ich den Ausländerwisch der Polizei vergessen *schäm*), dann beim Passfotos machen - 12 Stück, 5 min, 2,95 € - hinterher Materialien für die Uni kaufen, dann bei mir, dann bei der Bank - nun hatte sie jedoch zu - und dann erschöpft.

Deshalb gönnten wir uns eine kleine Tapaspause bevor Esther zu uns stieß. Zu ihr gibt es auch eine nette Geschichte, die entfernt mit der Polizei, meinen Eltern und vielen Problemen zusammenhängt, vielleicht erzähle ich sie mal. Auf jeden Fall haben mich die beiden dann in das nächste Kaufhaus geschleppt, sind inmediatamente in einen Kaufrausch verfallen und die nächsten zwei Stunden schlug ich mich verzweifelt mit meiner Machete durch den spanischen Kleiderdschungel. Dieser ist nicht zu verachten. Durch raffinierte Verzweigungen, Spiegelfallen und ähnliches ist er nicht nur gefährlicher als er zunächst aussieht, sondern auch viel weitläufiger. Außerdem gibt es hier eine sehr gefährliche zweibeinige Raubtierart, deren überwiegend weibliche Exemplare gerne auf beeindruckende Weise angreifen, sollte man sich versehentlich ihrer Beute nähern.

Nachdem ich etwas mutiger geworden ab und an einmal stehen blieb um mir eine schöne Pflanze, äh, ein schönes Shirt anzuschauen, beschlossen die beiden, es werde zeit etwas Farbe in mein Leben zu bringen. Von den jeweiligen Standpunkten Schwarz, Braun und Weiß gegen Pink, Knallblau und Gelb schlossen wir nach längeren Gefechten einen grünen Kompromiss. Es gab unglaublich viel Grün in diesem Dschungel. Leider stand mir nichts davon, deshalb wurde es eben doch wieder Braun. Einen Pullover und ein Oberteil konnte ich erobern.

Nach drei weiteren Streifzügen in immer unzugänglichere Gefilde des Dschungels gaben Hanna und ich dann auf und verabschiedeten uns von Esther. Ich um mir zu Hause ein Fertiggericht zu machen, Hanna um Tapas essen zu gehen. Doch statt dessen beschlossen wir spontan bei mir zu kochen. Das heißt, wir beschlossen, dass Hanna bei mir für mich kocht, es war sehr lecker und sehr nett. Haben uns dann auch noch lange verquatscht.

Kaum hatte ich Hanna dann zum Bus gebracht wurde ich von meiner Mitbewohnerin vor den Fernseher entführt. Ihr Freund und zwei Freunde waren gerade da und mir zu Ehren schaute man einen deutschen Film an. Da konnte ich natürlich nicht nein sagen, auch wenn mir etwas mulmig war. "La vida de los Otros", auch dies ein Dschungel, einer aus Lügen, Angst und Misstrauen. Ein meiner Meinung nach empfehlenswerter wenn auch trauriger und nachdenklicher Film. Das war ein sehr schöner Abschluss des Tages, ich habe mühelos, wenn auch hochkonzentriert dem Film folgen können und bin erst gescheitert, als ich auf Spanisch den Fall der Mauer erklären sollte^^ Haben uns dann noch eine Weile unterhalten, so gut das ging, was übrigens shcon deutlich besser ist als am Anfang, und um 5 bin ich ins Bett gestolpert.

Tja, das war gestern, somit ist der blog nun wieder auf dem Laufenden, heute ist nämlich eigentlich nichts passiert. Ich habe geputzt, aufgeräumt, geordnet, gebastelt und sortiert. Außerdem den blog auf den neueseten Stand gebracht, kurz all das getan, wozu ich nun so lange keine Zeit hatte. Ich hoffe es bleibt weiterhin so stressig, denn alles in allem ist das doch viel interessanter^^

Oh nein, es geht noch stressiger - oder - Kam ein Erasmusstudent an die Universität

Ja, meine ersten Tage an der Universität. Schlimme Tage waren das, verloren, alleine, völlig verwirrt und ohne hilfreiche Zwerge.
Es ist Montag Morgen und da ich noch nicht herausgefunden habe ob die Abfahrtszeiten der Busse hier einem bestimmten Muster folgen oder der Wurzel aus Anzahl der Fahrgäste+ Laune des Busfahrers/Wetter entsprechen, bin ich viel zu früh da. Ist aber nicht schlimm, denn ich weiß eh nicht was ich tun soll. "Kommen sie spätesten am 05.10. wieder, mit einem Zettel auf dem ihre Kurse stehen", hatte die böse Hexe gesprochen.
Ich wusste nun also was ich Freitags zu tun hatte. Nur wohin mit mir in der Zwischenzeit? Sollte ich mich einfach in die Kurse hineinsetzen? Vorher mit dem Professor sprechen? Also anstehen, mit ca 20 anderen verzweifelten Erasmusstudenten und fragen. Es ist halb 11, mein Kurs beginnt um 11.30, ich warte. Ein Student nach dem anderen zieht aus dem Lebkuchenhäuschen der bösen Hexe kommend an mir vorbei, mit hängendem Kopf und diversen verschiedensprachigen Ausführungen von "ähm...ich hab gar nichts verstanden."

Es ist 11.25 ich warte. Eine deutsche Mitstudentin meint, sie habe jetzt den gleichen Kurs wie ich, wolle sich jedoch gleich eintragen, je früher desto besser, denn wer wisse schon ob man später noch in die Kurse kommt. Gute Idee denke ich mir und und bleibe auch. Um 11.50 erfahre zu meinem Leidwesen, dass man dazu eben nicht nur einen Zettel mit den Kursen, sondern außerdem 2 Passfotos braucht. Und ein Formular ausfüllen muss. Ich habe nur noch EIN Passfoto. Da es zu spät ist ncoh in der Kurs zu gehen strecke ich, endlich an der Reihe, wenigstens kurz den Kopf hinein um zu fragen was von mir erwartet wird. "Einfach reinsitzen" krächtzt es mir entgegen und "War's das? Dann los, weiter". Schnell mache ich Platz, ich will ja nicht in den Backofen. Aber wie ich später erfahre ist dieser schon reserviert für eine (übrigens sehr nette) Polin und eine (mir unbekannte) Deutsche, doch das ist eine andere Geschichte.

Im nächsten Kurs nehme ich einfach teil und das funktioniert tatsächlich. Ich verstehe sogar den Professor und bis aus Versehen die Sprache auf meinen Freund kommt unterhält sich sogar ein spanischer Mitstudent mit mir^^

Danach hetze ich heim, kaufe ein und steige dann in den Bus, der mich ans andere Ende der Stadt bringt, wo ich irgendwann einen Passfotoautomaten gesehen hatte. Ich verlaufe mich. Ich bin langsam aber sicher etwas frustriert vom Ablauf meines ersten Unitags. Ich finde ihn. Ich habe kein Kleingeld. Ich fluche und mache mich auf den Weg eine Bank zu suchen. Nach einer halben Stunde frage ich eine alte Frau, ob sie mir wohl sagen kann, ob es in der Gegend eine Bank gibt. "Nein" gibt es nicht. Ok. Kann sie mir dann eventuell Geld wechseln? Empört schüttelt die böse Stiefmutter den Kopf und setzt die fleißige Goldmarie vor die Tür. Ich kaufe Zigaretten um an Kleingeld zu kommen.
Der Automat spricht italienisch. Nicht schlimm, das geht schon. Was nicht geht, das sind die Bilder. Wenn ihr euch vorstellt wie jemand aussieht, der vom Fahrrad fällt und mit dem Gesicht bremst, dann habt ihr in etwa eine Vorstellung davon, wie die Bilder aussahen (entschuldige den Vergleich, Sis). Mir ist zum Weinen zumute, keine hilfsbereiten Täubchen weit und breit, nur falsche im Töpfchen.
Auf der positiven Seite ist zu vermerken, dass auch der Professor den ich abends noch habe, einen netten Eindruck macht, ich alles verstehe und zudem eine nette polnische Leidensgenossin kennen lerne. Gerade noch sei sie der Hexe entronnen, doch sie müsse nochmals hin, ich empfehle ihr ein Stöckchen.

Am nächsten Tag geht es gerade so weiter. Was die Kurse betrifft bin ich schon ein alter Hase, leider schießt der neue Professor scharf. Kein Zuspätkommen, kein Trinken im Unterricht, keine Extrawürste für Erasmusstudenten (Habt ihr mich verstanden?), immer wieder kleine Klausuren, wer fehlt bekommt ne 6, Einsen gibt es nicht.
Ich bin etwas eingeschüchtert. Wenigstens verstehe ich ihn. Zumindest bis er versucht Englisch zu sprechen. Ich ahne Böses, schließlich soll der Kurs auf Englisch stattfinden, nun, wir werden sehen.

Danach versuche ich verzweifelt herauszufinden, ob ich wirklich 60 credits (ein internationales Bewertungssystem für Studienleistungen) benötige, was mir jedoch keiner sagen kann. Wieder einmal ist dies bei allen anders. Ich versuche die Hexe dazu zu überreden mir mein Studienzertifikat zu unterschreiben, da mir das BAföG-Amt sonst die Brotkrümel klaut, doch sie sagt "erst wenn du eingeschrieben bist". Nachdem ich ihr verspreche, dass ich keine Lebkuchen klaue erklärt sie mir wenigstens, dass ich nur EIN Passfoto brauche. Ich würde am liebsten in tausendjährigen Schlaf versinken.

Zum Glück tue ich es nicht, denn der nächste Professor hätte mich bestimmt nicht wachgeküsst, die Stunde ist furchtbar langweilig, denn ich verstehe kein Wort. Er hat einen Sprachfehler, spricht sehr leise und hat wohl nie Brotkrümel gehabt, denn irgendwie irrt er ziemlich ziellos durch den Wald romanischer Linguistik. Ich muss also meinen Stundenplan umplanen, sonst habe ich zu wenig Credits.
Stunden später ist mir dies gelungen, leider habe ich so nur 57 Credits. So langsam etwas gestresst rufe ich Wojtek, meinen weißer Ritter um Hilfe. Dieser ruft beim Auslandsamt an und fragt wie viele Credits ich brauche. 30 antworten die. Nur die Ruhe, passt alles, teilt er mir mit. Naja, 30 pro Semester nehme ich an, also doch 60 im Jahr, Blut ist im Schuh. Ich modele den Stundenplan nochmal um.

Ja. Am Donnerstag schaffe ich es dann endlich mich einzuschreiben, genau 60 Credits, die Hexe ist zufrieden, der Schuh passt. Nach einigem Hin und Her unterschreibt sie mir auch mein Studienzertifikat, während sie mit der anderen Hand eine Französin in den Käfig sperrt. Die hat vergessen die Codes für die Kurse aufzuschreiben, selbst Schuld, wie kann sie das auch vergessen, hat man ihr doch extra erklärt.

Völlig erledigt komme ich zu Hause an und freue mich auf das Wochenende. Nächste Woche wird der Jäger die Hexe erschießen und mit Steinen im Magen in den Brunnen werfen. Ach nein, das war ja auch eine andere Geschichte.

3x8+4 = 0

Ich weiß, ich habe den blog hier etwas vernachlässigt, das liegt jedoch nicht daran, dass ich keine Lust hatte zu schreiben oder gar daran, dass nichts passiert ist, nein. Im Gegenteil. Doch dazu gleich mehr, in diesem ersten Nachtrag.

Eigentlich lag meine Abwesenheit, zumindest anfangs, in obiger Rechnung begründet. Am 26.09. morgens um 9.15 wollten mich nämlich meine Eltern besuchen kommen und bis zum 31.09. ein bisschen von dieser schönen Stadt sehen.

Ich hatte geplant, sie an einer günstig gelegenen Bushaltestelle abzuholen, musst also früh aufstehen. Genau gesagt um 8.30. Da ich nur wenig geschlafen hatte war dies nicht unbedingt leicht. Doch kaum hatte der Wecker geklingelt und ich mühsam meine Augen geöffnet, da kam eine sms von meiner Ma: Mussten wieder umdrehen und soeben gesund in Frankfurt gelandet. Technischer Defekt. Warten auf Ersatz, kann 2 Stunden dauern, melden uns wenn wir gelandet sind.
Natürlich bin ich erst Mal erschrocken, war dann aber natürlich sofort froh, dass ich noch bissl schlafen kann. Hab noch schnell ne sms geschrieben, mit der Bitte es kurz klingeln zu lassen, wenn sie wieder losfliegen, mich umgedreht und war dann auch schon wieder weg. Um 10.30 stand ich dann das nächste Mal auf, da das Handy geklingelt hatte und machte mich gemütlich ans frühstücken. Dann, um 11.30 wieder eine sms: Wir mussten wieder umdrehen, technischer Defekt, sind wieder in Frankfurt, kann wieder 2 Stunden dauern, melden uns wenn wir in Granada ankommen.
Ich kann ger nicht mehr genau beschreiben was mir in diesem Moment durch den Kopf ging, aber es war wohl eine Mischung aus: "huh, déjà vu?"-"wollen die mich veräppeln?"-"das darf doch wohl nich wahr sein!"-und-"oh je, die armen" gewesen sein. Ich hab noch bis um 12 Uhr gewartet und mich dann mal auf den Weg zum zentralen Auslandsamt gemacht, um meine Erasmusausweis abzuholen. Dort wollte ich dann warten bis meine Eltern landen, so lange ein Buch lesen und dann gemütlich zur Haltestelle laufen.
Hab dann aber Hanna getroffen und mich mit ihr verquatscht. Erst auf dem Boden vorm Auslandsamt, dann auf einer Bank, dann beim Tapas essen. Ich wurde zunehmend nervöser, denn es war bereits halb 4 und ich hatte noch nichts von meinen Eltern gehört. Wir haben dann beschlossen zur Polizei zu gehen um uns da als Strangers-in-the-Town registrieren zu lassen, die hatten aber schon zu, statt dessen sind wir Eis essen gegangen. Um 17.11 dann endlich die erlösende Nachricht, "sind jetzt angekommen". Gott sei Dank. Ein dickes Danke an dieser Stelle mal an Hanna, die die ganze Zeit mit mir ausgeharrt hat und mich prima unterhalten hat!

Ich hab natürlich nun erwartet, dass meine Eltern entsprechend kaputt (waren ja die ganze Nacht schon wach) und schlecht gelaunt sein würden. Doch Pustekuchen. Voller Elan sind sie aus dem Bus gestiegen und haben gleich Mal beschlossen, dass wir zu meiner Wohnung laufen, statt den Bus zu nehmen. Das haben wir dann getan, danach zu ihrem Hotel laufen, umziehen und los. "Zeig uns Mal bissl was". Ok. Von ganz unten im Süden nach oben im Norden, zum ersten Mal Tapas essen, dann wieder ganz runter in Süden was wärmeres anziehen (jaja, abends wirds hier ganz shcön kalt, also schön die warmen Westen mitbringen wenn ihr mich besucht^^), dann zum Essen. Ja. Das war die 4 der obigen Rechnung. 6 Stunden Tourismus, 4 Stunden laufen.

Wie ihr nun vielleicht bereits erahnen könnt, ging es die nächsten Tage so weiter. Treffen jeden Morgen um halb 11, dann extreme-sight-seeing bis abends um 11 oder 12.
Machte meistens ca. 8 Stunden laufen, den Granada ist gerade so klein, dass es geschickter ist zu laufen als den Bus zu nehmen, aber groß genug, dass dies sehr anstrengend ist. Abends bin ich meist todmüde ins Bett gefallen, nachdem ich vorher noch einige Mails beantwortet habe, so es mir noch möglich war.

Nein, ich will mich nicht beschweren (meine Beine schon, mein Rücken auch), denn es war echt schön. Ich habe richtig viel von Granada zu sehen bekommen, mein Viertel besser kennengelernt, viele leckere Tapas gegessen und es waren echt schöne ereignisreiche Tage. Nur blieb eben 0 Zeit zu bloggen.

Ja Ja, so war das