Mittwoch, 19. September 2007

Vorkommnisse oder Von vertrauensvollen Touri-Schafen

Ja, diverse mehr oder weniger witzige Vorkommnisse gab es natürlich auch schon. So sind wir zum Beispiel am ersten Tag gleich in eine typische Touristenfalle getappt. Gerade ausgestiegen aus dem Bus, auf dem Weg zur Cathedrale hält mich plötzlich eine Zigeunerin an, drückt mir einen Zweig in die Hand und fängt an, mir in einem riesigen, schnellen, gut einstudierten Schwall an positiven Eigenschaften, Ereignissen und Aussichten, auf Spanisch meine Zukunft zu erzählen. Zur exakt gleichen Zeit erfolgte der Zugriff auf Wojtek, der ca. 2m weiter bearbeitet wurde.
Abgeschlossen wurde das ganze von einem "Y ahora pagame", was soviel bedeutet wie: "un nun gib mir Geld". Wie viel Geld fragte ich, schließlich hatte ich in einem Winkel meines Gehirns so etwas bereits befürchtet, hatte allerdings nicht schnell genug reagieren können. "5 Euro" meint sie da. Ich erklärte ihr zunehmend weniger freundlich und mehr bestimmt, dass ich ihr nichts geben würde, da ich nicht darum gebeten hätte die Zukunft gesagt zu bekommen und als Ausländer auch nicht mit diesen Bräuchen vertraut sei. Irgendwann lässt sie mich in Ruhe, nicht ohne den bösen Blick anzuwenden und inzwischen bin ich sicherlich verflucht.
Wojtek konnte sich leider nicht so geschickt aus der Affäre ziehen, konnte jedoch immerhin den Schlachtpreis von 10 Euro pro Person, die seine Zigeunerin netterweise haben wollte und zwar zwei mal, sie wollte nämlich auch gleich für mich nochmals abkassieren, auf 5 Euro für beide runterhandeln. Naja, so geht es einem eben als vertrauensvolles Tourischaf.

Ein weiteres, ebenfalls erst im Nachhinein witziges Vorkommnis ereignete sich heute. Da ich nun hier eingezogen bin und doch bitte weder das Salz noch den Pfeffer noch sonst irgendetwas mitbenutzen darf, musste ich also heute einkaufen gehen. Der Supermarkt ist Gott sei dank in der Nähe, denn mir war schon klar, dass es etwas mehr würde. Nach ca. 1 Stunde (ziellosem Umherirren zwischen den Regalen, an mein Wörterbuch geklammert wie ein Ertrinkender an ein Stück Holz) stand ich dann auch an der Kasse und die Kassiererin fragte promt: "Wollen sie das alles tragen oder wollen sie den Nach-Hause-Service in Anspruch nehmen?" Ja, ob das denn möglich sei, frage ich, "Klar" antwortet sie, vorausgesetzt ich wohnte in der Nähe - das bestätige ich - und die Rechnung betrüge über 60 Euro. Das werde sie wohl hoffentlich nicht, meine ich.

Tut sie dann auch nicht, 27 Euro sinds und 5 Tüten, die sie mir freundlicherweise mit befüllt. Dabei ruft sie ständig nach ihrem Kollegen. Irgendwie weiß ich nun nicht so recht was passiert, denke mir, vielleicht hat sie Mitleid und bittet ihren Kollegen, mir kurz zu helfen, da ich ja wirklich nur 6 Häuser weiter wohne. Nachdem nichts passiert, sehe ich sie unsicher an und sage "Adios". Und da ist er wieder, dieser vertraute Satz "Pagame". Hatte ich doch inmitten meiner Verwirrtheit und meines Kampfes mit den vielen Tüten tatsächlich das Zahlen vergessen und mich einfach frech verabschiedet.

Ja ja, so ist das hier. Ich werde natürlich versuchen auch weiterhin alle Peinlichkeiten hier für euch öffentlich breitzutreten.

1 Kommentar:

Maradus hat gesagt…

Ich fand das eine ziemliche Willensleistung, von 20 auf 5 Euro runterzugehen. Die Frau war klein, aber kräftig. Das wäre nicht einfach geworden, ihrem Klammergriff zu entkommen.
Und dreist war sie, schlimm. Die hat auf Papiergeld bestanden, und war echt sauer über die 5 Euro, mit denen ich sie abgespeist habe.
Immerhin war meine Zukunft gut. 2 Kinder, beide sehr schön und intelligent, dazu ein lange und glückliche Beziehung. Und drei Enkel, ebenfalls sehr schön und intelligent. Ich hätte mir zwar gewünscht, dass der Nachwuchs auch ein wenig nach mir kommt, aber man kann wohl nicht alles haben in so einer Prophezeiung...