Dienstag, 25. September 2007

Tückische Wäsche und andere Alltagshindernisse

Da ich heute etwas unmotiviert bin die Tagesgeschehnisse aufzuschreiben und ich sie zudem schon zwei mal erzählt habe, poste ich euch hier einfach mal eine dieser Erzählungen.


K: weißt du was heute wieder so passiert ist

verständigungstechnisch?

W: hast du's gebloggt

K: nee. noch nich. bin so unmotiviert

W: schieß los


K: also. ich wollt heut waschen.

da die johanna gemeint hatte, sie und meine vorgängerin hätten immer gemeinsam gewaschen, wollt ich sie auch fragen.

ich sag also: „Johanna“, sag ich, „ich wasche heute schwarze wäsche, magst du auch mitwaschen“

das war um 11

sie fragt: „jetzt?“

ich merk, ihr wär später lieber und lenke natürlich sofort ein: „heut mittag geht auch“

dann meint sie: „ok, wenn ich zurück komm dann“.


K: um 17 uhr kommt sie zurück. es is inzwischen bereits viel später als ich eigentlich waschen wollte.

sie fragt: „ok, wollen wir waschen?“

ich sag „ok, ich ess noch kurz fertig.“

dann komm ich rüber, sie hat einen teil ihrer wäsche schon drin.

ich schau mir das so an, weiß 50 %, pastelltöne 40 %, 10% schwarz

ich denk mir: „hm“

„bei wie viel grad wolltest du denn waschen?“, frag ich.

„och“, meint sie, „ich verstell das eigentlich nie. so halt.

50° sind eingestellt, sehe ich. und ICH hatte mir schon gedanken gemacht, was ich mit meiner wäsche mach, wo die waschmaschine kein programm für 30° hat.

W: lol

K: also sag ich: „ähm, ich wollte eigentlich bei 30° waschen“

„oh“, meint sie da, „du hast lauter schwarze wäsche“

sag ich: „ähm ja, schwarz und dunkel halt.“ (hatte ich ja angekündigt^^)

aber is egal meinte ich dann und hab meine drei weißen sachen geholt, die mehr oder weniger dringend in die wäsche mussten, man will ja keine umstände machen.


tja. und nun wasch ich halt einen ganzen tag später. so is das^^

das war part 1


K: part 2

johanna, um halb 12, an meiner tür.

„du, ich wollt nur sagen, ich hab ein flugticket bestellt und ich weiß nicht wann es kommt, und ich bin jetzt nicht da.“

„ja, muss man das noch bezahlen?“ frag ich.

„nein“, meint sie, hat sie schon.

dann frag ich: „aber was willst du denn dann von mir, schmeißen die das nicht ein?“

„nee“, sagt sie, „bei flugtickets machen sie das nich“.

„ok, mach ich“.


also lag ich die ganze zeit auf der lauer, die tür geöffnet, damit ich auch ja unterscheiden kann ob's bei uns klingelt. [kleine zwischeninformation: durch den innenhof, in den alle 28 zimmer gehen, hört mann immer die türklingeln des ganzen hauses und man kann nicht unterscheiden ob ed die eigenen ist oder nicht, wenn man nicht im flur steht oder die tür auf hat.]

um 3 oder so klingelt's tatsächlich.

ich spring auf, renn an den hörer und sage: "sí?"

ich versteh irgendwas mit paquetos

ich murmele: „un momento“, leg auf und renn runter.


die postfrau steht inzwischen schon drin, weil:

sie muss ja rein um die post einzuwerfen^^

da ICH ja wieder aufgelegt hab musste sie noch woanders klingeln.

ich steh also vor ihr und will grad loslegen, „hallo, ich wollt den brief für die ... annehmen.“

da fällt mir ein: ich weiß ja gar nich wie die johanna heißt^^


also stammel ich da rum, irgendwas von wegen brief und flugticket annehmen oder so.

die postfrau kuckt mich an und mein sie hat kein avisio.

ich schau sie an (den letzten teil hatte ich nich verstanden, dacht sie hat den richtigen namen für flugticket gesagt, dabei hatte die glaube ich nur mein gestammel über avion usw. nicht verstanden^^. is ja auch kein wunder, schließlich habe ich von ticket fürs flugzeug geredet, statt vom flugticket, wer macht sowas schon).

ich sag: „aber sie haben doch bei mir geklingelt.“

sie sagt: „ja aber mädel, ich klingel doch überall. bis mich einer reinlässt halt. Ich muss ja an die briefkästen.^^

„ok“, sag ich, bereits sehr peinlich berührt, „aber ich soll für meine mitbewohnerin, wohnung 4 ähm b ähm (um sie rum zu unsrem briefkasten renn und nachschau) nein 4 a

einen brief entgegen nehmen. ein flugticket.“

johanna heißt die, haben sie da was dabei?


W: deine Show wird immer besser

K: also ICH hätt mir gar nichts gegeben. nich mal nen werbeprospekt^^


„welche wohnung haben sie gesagt?“ will sie wissen.

„4a“

„nein“, sagt sie, „für carlos hätte sie was“.

„nein“, sage ich, „das will ich nich. johanna brauch ich“^^

für johanna hat sie aber nichts. aber für kristina habe sie was meint sie.^^

W: loool

wie geil

K: „huch“ sag ich da, “das bin ja ich“

W: loool, DAS glaubt sie dir sicher

K: hab ich doch tatsächlich post bekomme

ha, meine erste post. in spanien. ist das nicht toll?

eine karte von c und b


Vielen Dank euch beiden, das hat mich WIRKLICH total gefreut! Da hab ich vor lauter Freude ganz vergessen mich zu schämen :-)

Aber es ist schon nett. Da sind die Briefkästen gut gesichert im Hausflur, hinter einer Glas und Gittertür und dann würde die gute Frau MIR nach DER Vorstellun, Johannas Ticket geben^^

Montag, 24. September 2007

Auf wundersame Weise

Heute bin ich gegen 11 Uhr zum zentralen Auslandsamt gefahren um meinen Erasmusausweis abzuholen. Natürlich gab es bereits eine riesen Schlange an Studenten mit dem selben Vorhaben. HInter mir haben sich zwei Deutsche angestellt und da diese etwas verwirrt aus der Wäsche kuckten, habe ich mich zusammengerissen und ihnen erzählt wie das bei mir bisher lief. Mit der Bewerbung, den verschiedenen Formularen...
Schnell stellte sich heraus, dass bei den beiden ALLES anders war. Zum Beispiel musste ICH zuerst an meine Fakultät, mir dort ein Formular geben lassen und dieses dann zum zentralen Auslandsamt bringen. Die beiden waren jedoch gar nicht bei ihrer Fakultät. Es stellte sich aber zu ihrer Beruhigung ziemlich schnell heraus, dass diese Regelung nur für Neuphilologen, Mediziner und BWLer gilt.
Dann stand da mehrfach auf Notizzetteln und Bildschirmen, dass es unablässlich sei, zur Anmeldung mit zwei Kopien des Ausweises sowie zwei Passfotos zu erscheinen - die hatte nur ich, auf wundersame Weise war ich also das wohl erste Mal in meinem Leben das am besten organisierteste Mitglied einer Gruppe.
Außerdem erforderlich: ein Erasmusbestätigungsschreiben - das hatte keiner von uns. Dafür hatte Hanna* bereits ein Bewerbungsschreiben (ihr kennt es vielleicht noch aus dem Post: Bürokratie <> Spanien), das Learning Agreement, Kopien ihres Ausweises und Passfotos bei ihrem Auslandsamt in Deutschland abgeben müssen, die es für sie übernahmen diese Unterlagen nach Spanien zu senden. Was nun wiederum MICH beunruhigte, denn mir hatte man ja gesagt, das sei alles nicht nötig.

Da standen wir nun. Alle mit den unterschiedlichsten Unterlagen, alle auf unterschiedlichem Weg hierher gekommen, alle anderen Anweisungen gefolgt und doch alle mit dem selben Ziel beim selben Amt und über die selbe Organisation in Spanien. Nachdem wir am 5. HInweis vorbeikamen meinte Hanna*, dass es ja nun doch recht unwahrscheinlich sei, dass man ihr einen Ausweis gebe, da sie ja von den 4 notwendigen Dingen nur eines dabei habe. Aber ein Versuch hat ja noch nie geschadet.

Wir wurden dann getrennt, auf wundersame Weise lief bei mir alles glatt, so glatt sogar, dass sich eine deutsche Angestellte um mich kümmerte und ich innerhalb von 1 min. fertig war. Mein Ausweis wird am Mittwoch fertig sein und dann bin ich, wie Wojtek es nennt, "ausgewiesener Partygänger".

Unten wartete ich auf Hanna* und was soll ich sagen. Auf noch viel wundersamere Weise ging auch bei ihr alles glatt. Kaum hatte sie ihren Namen und ihre Uni genannt zauberte der Angestellte flugs ihre Unterlagen hervor und sie war ebenso schnell fertig wie ich. Fantastisch. Man muss sich vorstellen dass alleine zwei süddeutsche Universitäten solch unterschiedliche Vorgehensweisen haben. Nich dazu unterscheidet sich innerhalb der einzelnen Universitäten der Ablauf erneut, je nachdem an welcher Fakultät man studiert. Und nun kommen in diesem Büro ja Studierende aus sämtlichen Ländern der Welt zusammen, mit unterschiedlichsten Förderprogrammen. Und trotzdem schaffen es die Spanier, in all diesem Chaos eine Bearbeitung zu ermöglichen die jeden deutschen Bürokraten an Effizienz in der Ecke stehen lässt. Auf wundersame Weise.

*alle Namen selbstverständlich von der Redaktion geändert^^

Ach ja, und als seien es der Wunder noch nicht genug, bin ich dann zusammen mit meinen beiden Regensburger Erasmuskollegen in die nächste Tapas-Bar eingekehrt und habe mir den Bauch vollgeschlagen. Ohne Nachzudenken. Und es war nett. Auf wundersame Weise.

Samstag, 22. September 2007

"I cheated myself...

...like I knew I would"

Tja, besser als Amy Winehouse kann ich die erste Hälfte meines heutigen Tages auch nicht beschreiben^^

Nachdem es gestern den ganzen Tage stark geregnet hatte und ich deshalb entgegen meiner Vorsätze nur in meinem Zimmer war, wollte ich heute eigentlich wieder raus. Wenigstens einen längeren Spaziergang durch Granada jeden Tag, meine vorübergehende Heimat kennen lernen, die Sprache hören, gemütlich auf einem der vielen plazas innehalten, das hatte ich mir vorgenommen.

Ich stand also früh (für meine Verhältnisse, also um halb 10 Uhr) auf, denn heute war außerdem noch Putztag und an meiner Hausarbeit wollte ich auch noch schreiben. Da Johanna neben dem Bad, mein Auftrag, schlief frühstückte ich erst einmal gemütlich und wartete. Ich legte mir schon einmal zurecht, wie ich ihr klarmachen könnte, dass ich heute das Bad putzen würde, und zwar sobald sie darin fertig war. Naja, so halbwegs haben wir das hinbekommen. Ich vermutete so ganz habe sie nicht verstanden warum ich ihr nun mitteilte, dass ich das Bad putzen wolle.

Prompt meinte sie dann auch, kaum dass ich angefangen hatte: "Ich gehe jetzt aus, müsste also ins Bad"^^ "Ok", sage ich, "dann warte ich so lange". Daraufhin meint sie: "Ich treffe mich mit ein paar Freunden, magst du mitkommen?"
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Schock. Panik. Fremde Menschen. Fremde Sprache. Peinliches Schweigen. Nichtverstehen. Nicht-symphatisch sein. Zur Last fallen.
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"Ähm, nein, danke, aber ich muss heute eine Hausarbeit schreiben", stammele ich.

Dann verschwinde ich in meinem Zimmer und ärgere mich über mich selbst. Ich hadere mit mir. Soll ich aufstehen, hingehen und sagen "Ach was solls, die kann ich auch wann anders schreiben, ich komm mit" ? Nein. Wohl eher nicht. Das wäre ja komisch. Oder wäre es normal? In meiner Verzweiflung weine ich mich bei Daniel über meine Blödheit aus. "Los, raus mit dir, stell dich nicht so an!" meinte der und verschwindet prompt aus dem Chat. Aber ich kann nicht. Wie festgenagelt sitze ich auf meinem Stuhl. Das wäre die Gelegenheit gewesen unter Leute zu kommen. Spanische Leute. Die Sprache zu üben und Insider-Bars kennen zu lernen. Nun fragt sie mich nie wieder. Ich erhebe mich von meinem Stuhl.

Ich setze mich wieder. Und bleibe sitzen.

Irgendwann ringe ich mich wenigstens dazu durch, zu ihr zu gehen und ihr zu sagen "Ich könnte nächstes Mal mitkommen". Das würde mich freuen will ich noch hinzufügen. Doch die Tücken der Zwischentöne und Implikationen, die ich im Spanischen natürlich noch nicht beherrsche ließen sie wohl irgendwie verstehen "Ich kann ja beim nächsten Mal mitkommen wenn du magst". So nach dem Motto: wenn es dir so wichtig ist, dann komm ich halt beim nächsten Mal mit. Denn sie antwortet, "Ja, ich meinte ja nur, weil ich jetzt gehe".

Nun ja. Ich schrieb doch bereits, ich laufe nicht davon. So ganz richtig ist das wohl nicht. Wenn etwas wirklich wichtig ist. Dann laufe ich nicht davon, ja. Oder vor großen Dingen, wie überhaupt hier herzukommen. Wie niemals auf Englisch auszuweichen sondern alles von Anfang an auf Spanisch durchzuziehen. Doch was die kleinen Dinge betrifft, da bin ich schon ganz schön feige. Mich einfach mal trauen, mit Leuten wegzugehen, die ich nicht kenne. Mir zu sagen, sie werden dich schon nett finden und nein, du wirst ihnen schon nicht auf die Nerven gehen. Nein, es war bestimmt nicht nur Höflichkeit, dass sie dich mitgenommen haben. Da fehlt es mir. Ich weiß nciht wie viele angenehme Bekanntschaften, Erfahrungen, Momente, ich mir dabei schon selbst genommen habe.

Nun ja. Irgendwann....

Um 21 Uhr habe ich mich dann wenigstens aufgerafft noch etwas nach draußen zu gehen. Ich wollte einmal die spanische, vor allem in Granada sehr ausgeprägte Tapas-Kultur kennen lernen. Irgendwo ein Bierchen trinken gehen und dazu eine kleine, kostenlose Köstlichkeit zu mir nehmen. Carlos, mein Vermieter hatte mir eine Bar empfohlen und mit einem Buch bewaffnet (damit ich da nicht so dumm alleine rumsitze und aussehe wie bestellt und nicht abgeholt) zog ich los.

Zielstrebig zur Bar. Eine Stunde dauerte mein zielstrebiger Marsch. Leider wusste ich weder Namen noch Adresse. Trotzdem, ich lies mich nicht beirren. Irgendwo musste sie ja sein, in meinem Viertel, ca. 5 min zu Fuß von meiner Wohnung. War ja auch nicht weiter schlimm, schließlich wollte ich das Viertel ja eh näher kennen lernen. Doch nach einer Stunde und mit knurrendem Magen beschloss ich dann doch in die nächstbeste gemütlich aussehende Tapas-Bar einzukehren. Und plötzlich ist sie da. Die angepriesene Tapas-Bar. Inzwischen ist es 10 und natührlich ist kein Platz. Also wird es eben doch die nächste Tapas-Bar, in der ich einen freien Platz erspähe. Allerdings weiß ich ja nicht, welche Bars Tapas anbieten und ich habe mir nun einmal in den Kopf gesetzt nicht ohne tapas ins Bett zu gehen. Also irre ich weiter. Ich kann ja nur diejenigen Bars auswählen, die bereits am Eingang ihre Tapas anpreisen und diese sind leider alle voll. Irgendwann, gegen halb 11 Uhr finde ich eine. Sie sieht nicht so besonders aus und ist direkt an der Straße, aber das ist mir nun egal. Ich setze mich, bestelle ein Bier und bekommen wirklich meine ersten Tapas.

Ein toller Service. Wirklich. Ein Bier, 1,70 €, dazu kostenlos ein Brötchen mit eingelegtem Fleisch und Oliven. Sehr lecker. Der Kellner ist auch nett, ich packe mein Buch aus und fange an mich zu entspannen. So gefällt mir Granada und ich bin wieder positiv gestimmt was meinen Aufenthalt betrifft. In Zukunft werde ich öfter losziehen, vielleicht auch mal ohne Buch.

Natürlich ging der Abend nicht vorbei, ohne dass mir der typische wiederkehrende Fehler passiert, den ich in Spanien bisher JEDES MAL gemacht habe. Jemand kommt an meinen Tisch, zeigt auf einen Stuhl und lässt einen Schwall Spanisch los. Ich verstehe ihn nicht, wohl aber die Zeichen, er will wohl den Stuhl, ich sage "ja". Die Perosn dreht sich weg und geht weiter. Denn man fragt hier nicht wie bei uns "Ist der Stuhl frei?" sondern "Ist hier besetzt?". Tja, ich habe ja nun ein Jahr Zeit, dies ein für alle Male zu lernen.

Einen lieben Gruß an euch alle, eure "gallina"

Anm. "ser gallina" = " ser cobarde"

Donnerstag, 20. September 2007

Bürokratie <> Spanien

Heute um halb 11 habe ich mich, nach gemütlichem Ausschlafen und dem ersten Frühstück in meiner Wohnung, auf den Weg zur Uni gemacht. Bewaffnet war ich mit einem Berg an Formularen, die ich bereits zu Hause zusammengestellt, sortiert und mehrfach überprüft hatte.

An dieser Stelle muss ich kurz ausholen. Damals, im März, als ich erfuhr, dass ich nach Granada kommen würde, erhielt ich gleichzeitig eine Mail, mit der Bitte, doch bitte keine Fragen zu stellen. Man würde zu gegebener Zeit eine Info-Mail verschicken.

Ich wartete.

Im Juni endlich kam eine Mail. Darin wurde ich aufgefordert, bis Mitte Juni das Bewerbungsformular an die spanische Universität zu schicken, außerdem sollte ich beim Büro für internationale Beziehungen eine Annahmebestätigung für das Erasmusstipendium abgeben, sowie die Bestätigung meiner Annahme durch die spanische Universität.
Auf der Internetseite der spanischen Universität stand ebenfalls, man solle bitte das Bewerbungsformular einsenden, plus ein Learning Agreement, plus eine Bestätigung des Erasmus Stipendiums.
In der Mail, die ich von der Universität erhalten hatte, stand jedoch: Bitte senden sie uns keine Formulare zu. Bringen sie die nötigen Unterlagen bitte einfach vorbei, wenn sie nach Spanien kommen. So weit so gut. Nach Rücksprache mit meiner Erasmuskoordinatorin beschloss ich diese letzte Information als die geltende anzusehen.

Folglich hatte ich allerdings keine Annahmebescheinigung beim deutschen Büro für intern. Bez. vorzuweisen. Nach einem gewissen Hin und Her erklärte man sich jedoch bereit, die Begrüßungs-Mail der Universität anzuerkennen. Allerdings hieß es, ich müsse bis zum 15. Juli das Learning Agreement abgeben.

Das Learning Agreement ist eine Vereinbarung, in der ich angebe, welche Kurse ich hier besuchen werde. Dann erkennen die deutsche und die spanische Universität diese Auswahl an und EIGENTLICH sollten diese Kurse dann auch anerkannt werden. Das heißt, als erworbene Leistungen behandelt werden, wie deutsche Kurse auch. Dem ist nicht so, aber das ist eine andere Geschichte. Wichtiger ist, dass die Kurse für dieses Semester erst am 14. Juli nachmittags online gestellt wurde. Das war ein Wochenende. Ich konnte also beim besten Willen erst am 18. Juli die nötigen Unterschriften der deutschen Uni erhalten und erschien am 19. Juli leicht panisch im Büro für internationale Beziehungen, mit der dringenden Bitte es doch noch anzunehmen. Ach, sagte man mir dort, das brauche man ja gar nicht mehr, das habe sich geändert, es würde nun genügen, wenn ich es bei meiner Ankunft hier gegenzeichnen ließe und eine Kopie davon senden würde. Ok.

Das Bewerbungsformular. Aus den üblichen ferientechnischen Sprechstundenproblemen an deutschen Unis war es mir erst am 13. September, drei Tage vor Abflug möglich, das Formular unterschreiben zu lassen. Dazu fuhr ich zwei mal zur Uni, einmal um die Sprechstunde der zuständigen Person herauszufinden, einmal um diese tatsächlich aufzusuchen. Ich bekam die Unterschrift, nur leider keinen Stempel, denn das Sekretariat hatte ja schon zu und es wäre ja zu schön, wenn die für das Formular zuständige Erasmus-Koordinatorin auch gleichzeitig stempelberechtigt wäre. Also fuhr ich am 14. zum dritten Mal an die Uni.

Zwischendurch war ich noch ca. 3 Mal beim Erasmusbüro um deren Bestätigung für das Stipendium zu erhalten.

Mit all diesen Unterlagen trat ich heute also vor die spanische Beauftragte für internationale Beziehungen. Sie fragte: "Wo sind sie her?" Ich sage: "Aus Tübingen, Deutschland." Sie : "Frau Kohlmann, ja?" Ich bestätige. Sie reicht mir ein Formular auf dem ich meinen Namen, meine Adresse und die Dauer meines Aufenthalts eintrage. Damit werde ich zum zentralen Büro für internationale Beziehungen geschickt, wo ich gegen zwei Passfotos, eine Kopie meines Ausweises und dieses Formular meinen Erasmusausweis erhalte. Wenn ich mich für meine Kurse entschieden habe solle ich wiederkommen und ihr einfach die Kursbezeichnungen mitteilen. Das sei dann alles, einen schönen Aufenthalt wünscht sie mir.

Was denn mit den ganzen Formularen sei, frage ich. DIE brauche keiner, meint sie.

Mittwoch, 19. September 2007

Vorkommnisse oder Von vertrauensvollen Touri-Schafen

Ja, diverse mehr oder weniger witzige Vorkommnisse gab es natürlich auch schon. So sind wir zum Beispiel am ersten Tag gleich in eine typische Touristenfalle getappt. Gerade ausgestiegen aus dem Bus, auf dem Weg zur Cathedrale hält mich plötzlich eine Zigeunerin an, drückt mir einen Zweig in die Hand und fängt an, mir in einem riesigen, schnellen, gut einstudierten Schwall an positiven Eigenschaften, Ereignissen und Aussichten, auf Spanisch meine Zukunft zu erzählen. Zur exakt gleichen Zeit erfolgte der Zugriff auf Wojtek, der ca. 2m weiter bearbeitet wurde.
Abgeschlossen wurde das ganze von einem "Y ahora pagame", was soviel bedeutet wie: "un nun gib mir Geld". Wie viel Geld fragte ich, schließlich hatte ich in einem Winkel meines Gehirns so etwas bereits befürchtet, hatte allerdings nicht schnell genug reagieren können. "5 Euro" meint sie da. Ich erklärte ihr zunehmend weniger freundlich und mehr bestimmt, dass ich ihr nichts geben würde, da ich nicht darum gebeten hätte die Zukunft gesagt zu bekommen und als Ausländer auch nicht mit diesen Bräuchen vertraut sei. Irgendwann lässt sie mich in Ruhe, nicht ohne den bösen Blick anzuwenden und inzwischen bin ich sicherlich verflucht.
Wojtek konnte sich leider nicht so geschickt aus der Affäre ziehen, konnte jedoch immerhin den Schlachtpreis von 10 Euro pro Person, die seine Zigeunerin netterweise haben wollte und zwar zwei mal, sie wollte nämlich auch gleich für mich nochmals abkassieren, auf 5 Euro für beide runterhandeln. Naja, so geht es einem eben als vertrauensvolles Tourischaf.

Ein weiteres, ebenfalls erst im Nachhinein witziges Vorkommnis ereignete sich heute. Da ich nun hier eingezogen bin und doch bitte weder das Salz noch den Pfeffer noch sonst irgendetwas mitbenutzen darf, musste ich also heute einkaufen gehen. Der Supermarkt ist Gott sei dank in der Nähe, denn mir war schon klar, dass es etwas mehr würde. Nach ca. 1 Stunde (ziellosem Umherirren zwischen den Regalen, an mein Wörterbuch geklammert wie ein Ertrinkender an ein Stück Holz) stand ich dann auch an der Kasse und die Kassiererin fragte promt: "Wollen sie das alles tragen oder wollen sie den Nach-Hause-Service in Anspruch nehmen?" Ja, ob das denn möglich sei, frage ich, "Klar" antwortet sie, vorausgesetzt ich wohnte in der Nähe - das bestätige ich - und die Rechnung betrüge über 60 Euro. Das werde sie wohl hoffentlich nicht, meine ich.

Tut sie dann auch nicht, 27 Euro sinds und 5 Tüten, die sie mir freundlicherweise mit befüllt. Dabei ruft sie ständig nach ihrem Kollegen. Irgendwie weiß ich nun nicht so recht was passiert, denke mir, vielleicht hat sie Mitleid und bittet ihren Kollegen, mir kurz zu helfen, da ich ja wirklich nur 6 Häuser weiter wohne. Nachdem nichts passiert, sehe ich sie unsicher an und sage "Adios". Und da ist er wieder, dieser vertraute Satz "Pagame". Hatte ich doch inmitten meiner Verwirrtheit und meines Kampfes mit den vielen Tüten tatsächlich das Zahlen vergessen und mich einfach frech verabschiedet.

Ja ja, so ist das hier. Ich werde natürlich versuchen auch weiterhin alle Peinlichkeiten hier für euch öffentlich breitzutreten.

Kris an Erde

So, mein erster Post in meinem ersten Blog.
Bin ja nun etwas überfordert, was ich schreiben soll, aber das mit der Überforderung stellt ja grade eine gewisse Konstante in meinem Leben dar. Deshalb schreib ich vielleicht einfach darüber.

Ich bin nun also in Spanien angekommen. Wojtek, mein Liebster, hat mir die ersten Tage Beistand geleistet und das war gut so. Denn obwohl ich eigentlich ganz gut zurechtgekommen bin bisher - wir haben das Hotel gleich gefunden, die richtige Busse und Haltestellen gewählt, die universitätseigene Wohnungsvermittlung gefunden und ich habe über 20 Wohnungsbewerbungsgespräche per Telefon geführt - bleibt da eben dieses eigentlich. Die Kommunikation ist schon sehr holprig und ich fühle mich einfach unbeholfen. Irgendwie gehen die Leute hier auch ganz selbstverständlich davon aus, dass man spanisch spricht. Sie sprechen auch nicht langsamer oder gar deutlicher. Das macht es vielleicht schlimmer. Vor lauter Verstehen wollen und mühsamem Rekonstruieren was gesagt wurde, vergesse ich dann beim Antworten ganz gern Tempus, Genus und Numerus. Außerdem denke ich spanisch, komplett mit andalusischer Betonung und Aussprache und habe perfekte Sätze im Kopf, heraus kommt aber ein deutsches, holpriges und noch dazu viel zu leises Möchtegernspanisch.

Nun ja, so sieht's heute aus. Vielleicht wirkt gerade auch alles ein wenig schwärzer heute, weil ich so traurig bin, dass Wojtek wieder zu Hause und so weit weg von mir ist. Vielleicht geht es morgen schon viel besser, wenn ich dann tatsächlich mal die Uni betrete und auf Leidensgenossen stoße.

Das könnt ihr dann ja auch wieder hier nachlesen.